Artikel und Berichte

16.12.2011: Artikel in der NWZ

Wo Folterknechte auf Gelehrte treffen

Geschichte Neues "Jahrbuch" des Oldenburger Landesvereins – Historische und naturkundliche Themen

Beleuchtet wird in dem Sammelband unter anderem ein Hexenprozess im Jeverland. Aber auch die Rasteder Krypta spielt eine Rolle.

Oldenburg - Das Titelarrangement spiegelt höfische Pracht. Aber der Oldenburger Schlossgarten ist nicht nur eine Augenweide, sondern ein florierendes Biotop. Im Teil Naturkunde des jetzt erschienenen "Jahrbuchs" des Oldenburger Landesvereins wird eine Vielzahl von Brutvögeln und Fledermäusen in dem 18 Hektar-Areal beschrieben, so dass man den Bestand nun kundiger beobachten kann. Und das ovale Empfangszimmer im Schloss, ebenfalls auf dem Titelbild des "Jahrbuchs" zu sehen, ist wohl das derzeit schönste Zimmer in der ehemaligen Residenzstadt – gut, dass die Restaurierung gelungen ist. Im „Jahrbuch“ wird darüber in der neuen, von Rainer Stamm betreuten Abteilung Kunstgeschichte berichtet.

Aufmerksamkeit an der Schwelle zur Neuzeit findet im historischen Teil das Jeverland. Einige Archivalien erlauben die Rekonstruktion von drei Hexenprozessen im 16. Jahrhundert. Frauen werden mit meist dubiosen Anschuldigungen konfrontiert und ihre Geständnisse durch Folter erpresst. Sie erleiden einen barbarischen Tod.

Ein Jahrhundert später wirkt an der Lateinschule in Jever Gottfried Victor Moehring als Rektor. Aus Anhalt-Zerbst stammend, verwirklicht Moehring ein auf Humanismus und Reformation basierendes Schulprogramm. Später war er Pastor in Wüppels und in Neuende – die lateinischen Quellen zeigen einen großen Gelehrten des Barock, den es an die Nordsee verschlagen hat.

Aber nicht nur die nördliche Region findet im 111. Band des "Jahrbuchs" Beachtung. Ein Sandstein-Sarkophag in der Rasteder Krypta veranlasste Recherchen nach einer Nichte von Anton Günther. Die Korrespondenz mit dem dänischen Königshaus, das Oldenburgs bekanntesten Grafen beerbt hatte, vermittelt Aufschluss. Fast ein halbes Jahrhundert verbrachte Sophie Eleonore von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck im Schloss zu Rastede. Nun erst kann die Lebensgeschichte rekonstruiert werden.

Ein Aufsatz ist dem Schulwesen in der Franzosenzeit gewidmet, eine Studie dem Hofkapellmeister Albert Dietrich. Aber das "Jahrbuch" erschöpft sich nicht im Glanz vergangener Zeiten. Wie drängend die Vermittlung des Christentums in die moderne Welt ist, zeigt der Briefwechsel Rudolf Bultmanns mit Hans Roth in Ahlhorn. Der bekannte Oldenburger Pastorensohn war sich nicht zu schade, mit einem Dorfpastor die Bedeutung von Religion zu erörtern.

In der kunstgeschichtlichen Abteilung kann man studieren, dass Bilder selbst eine Geschichte haben, zum Beispiel die heilige Katharina von Garofalo von 1529. Im Jahr 1869 wurde das schöne Bild für die Großherzogliche Gemäldesammlung erworben.

Neben einer Bibliografie und dem Bericht über die Denkmalpflege enthält das "Jahrbuch" noch einen Beitrag über 15 Kompensationsgewässer in Oldenburg. Mithin verdienen geschichtliche, ästhetische und naturkundliche Dimensionen gleichermaßen Beachtung – was der Oldenburger Landesverein seit über 160 Jahren zu seinen Zielen zählt.

von Reinhard Rittner

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08.12.2011: Präsentation des Oldenburger Jahrbuchs 2011

Oldenburger Jahrbuch, u.a. mit den Sponsoren: (von links) Prof. Dr. Ludwig Freisel (1. stellv. Vorsitzender), Pfarrer i.R. Reinhard Rittner (OLV-Vorsitzender), Horst-Günther Lucke (Präsident der Oldenburgischen Landschaft), Gabriele Mesch (Stiftung Kunst und Kultur der LzO), Prof. Dr. Rainer Stamm (Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg).

Jahrbuch Gruppe: Präsentation des Oldenburger Jahrbuchs 2011 am 1. Dezember 2011 im Staatsarchiv mit Autoren und Fachherausgebern: (von links) Reinhard Rittner, Lena Strauch, Matthias Bollmeyer, Ingeborg Nöldeke, Dieter Rüdebusch, Rainer Stamm, Margarethe Pauly, Carsten Ritzau, Klaus-Peter Müller, Gerd Steinwascher, Wolfgang Henninger, Matthias Nistal.

Fotos: Katrin Zempel-Bley

21.11.2011: Interview in der NWZ

Oldenburger Herzöge mussten in Jever erst Fuß fassen

FRAGE: Frau Sander, worum wird es in Ihrem Schlosssaal-Vortrag beim Oldenburger Landesverein am 17. November um 20 Uhr gehen?

SANDER: Es wird um das Thema gehen: „Schloss Jever als Residenz der Oldenburger Herzöge“. Jever war ja eigentlich eine Art kleine Schwester des Schlosses zu Oldenburg, hat aber eine ganz eigene Entwicklung gehabt und war Mittelpunkt einer eigenständigen Häuptlingsherrschaft. Im 17. Jahrhundert gehörte das Schloss schon einmal zur Grafschaft Oldenburg – war also schon mal Oldenburgisch – und ist dann andere Wege gegangen.

FRAGE: Welche Entwicklungen waren das?

SANDER: Das Schloss gehörte zum Fürstentum Anhalt-Zerbst, war russisch, holländisch und französisch. Schließlich wurde es dann Anfang des 19. Jahrhunderts endlich wieder Oldenburgisch. Darum wird es in meinem Vortrag gehen. Weil Jever sich auch immer als eigenständige Herrschaft verstanden hat, war es für die Oldenburger Herzöge gar nicht so einfach, hier Fuß zu fassen. Die gesamte Anlage wurde aus diesem Grunde umgebaut, um ihren Herrschaftsanspruch deutlich zu machen. Das sieht man auch bei der Ausstattung des Schlosses. Das werde ich anhand von Bildern demonstrieren.

FRAGE: Was genau haben die neuen Herrscher denn verändert?

SANDER: Ursprünglich war das Schloss eine Häuptlingsburg aus dem Mittelalter, das sieht man auch heute noch gut in vielen Bereichen. Die Oldenburger Herzöge haben das dann nach ihren Vorstellungen modernisiert. Es gab sogar zunächst Pläne, das ganze Schloss einfach abzureißen und neu zu bauen, aber das hat man sich dann doch überlegt – denn das hätten die Jeveraner nicht verziehen, abgesehen davon, dass die Oldenburger immer sehr sparsam waren. Aber der Schlosspark, die sogenannten pompejanischen Papiertapeten und die historische Raumfassung erinnern heute noch an die sehr prägende Oldenburger Zeit. Die Tapeten zum Beispiel sind dem Geschmack und Zeitgeist von damals geschuldet, man findet sie auch im Oldenburger Schloss.

Prof. Dr. Antje Sander (49) ist Historikerin und Leiterin des Schlossmuseums Jever und des Schulmuseums Bohlenbergerfeld. Der Eintritt zu den Schlossvorträgen im Saal des Oldenburger Schlosses kostet 5 Euro, ermäßigt 3/1 Euro.

Anna Zacharias

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13.09.2011: Interview in der NWZ

Ein Höhepunkt unseres Programms ist die Lesung von Joachim Gauck

FRAGE: Was sind die Schwerpunkte des neuen Veranstaltungsprogramms des OLV?

RITTNER: Drei Tätigkeitsfelder hat der Landesverein: die Vorträge im Schloss und im Staatsarchiv, die Studienfahrten und das Oldenburger Jahrbuch. In jedem Jahr werden Forschungen zu den Bereichen Geschichte, Archäologie, Naturkunde veröffentlicht – in diesem Jahr erstmals auch zur Kunstgeschichte. Die Referate im Schloss und im Staatsarchiv widmen sich der Regionalgeschichte. Und die Studienfahrten führen zu den Besonderheiten im Oldenburger Land.

FRAGE: Zwei Museumsleiter aus der Region präsentieren die Arbeit Ihrer Häuser. Worum geht es?

RITTNER: Am 6. Oktober wird Professor Dr. Rainer Stamm über einen seiner Vorgänger referieren. Walter Müller-Wulckow, vom Main an die Hunte berufen, hat die vormals großherzogliche Sammlung mit den Ansprüchen seiner Gegenwart verbunden. Und am 17. November wird Prof. Dr. Antje Sander über das Schloss Jever als Residenz Oldenburger Herzöge berichten.

FRAGE: Joachim Gauck hat zugesagt für den Vortrag im Schloss am 9. Februar 2012...

RITTNER: Das ist ein Höhepunkt unseres Programms. Die Kirchen waren in der DDR die einzigen freien Nischen im real-existierenden Sozialismus, der ansonsten mit seinem Unterdrückungsapparat allgegenwärtig war. Der Kirchenmann Joachim Gauck wurde der erste Bundesbeauftragte für die Hinterlassenschaft der Staatssicherheit. Gaucks Autobiografie mündet in eine Hommage an die Demokratie, weil nach seiner Meinung gegenwärtig keine andere Staatsform zu sehen ist, die die Freiheitsrechte und das gesellschaftliche Miteinander in eine funktionierende Lebensform bringen kann und sich dabei auch immer wieder den neuen Herausforderungen anpasst. Gauck wäre vermutlich ein geeigneter Bundespräsident geworden.

FRAGE: Wer trägt die Arbeit des Vereins?

RITTNER: Der Verein besteht seit 160 Jahren und wird getragen von 750 freiwilligen Mitgliedern. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich, freut sich über Resonanz und ist offen für Kritik.

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07.05.2011: Artikel in der NWZ

Vorstand des Landesvereins feilt an schärferem Profil

Kulturarbeit - Professor Freisel zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt – Neues Jahresprogramm

Oldenburg - Wieder komplett ist seit Donnerstag der Vorstand des Oldenburger Landesvereins für Geschichte, Natur und Heimatkunde. Vor dem gut besuchten Landesvereins-Vortrag von Prof. em. Dr. Heinrich Schmidt zur Christianisierung an der Nordseeküste wurden im Saal des Schlosses mit einem einmütigen Votum der ehemalige Vorsitzende Prof. Dr. Ludwig Freisel zum stellvertretenden Vorsitzenden und der Industriekaufmann Rolf Krönke zum Schatzmeister gewählt. Weitere Änderungen im Vorstand um den Vorsitzenden Reinhard Rittner gab es nicht.

Der Vorstand (v. links): Schatzmeister Rolf Krönke, Vorsitzender Pfarrer i. R. Reinhard Rittner, 1. stv. Vorsitzender Prof. Dr. Ludwig Freisel, 2. stv. Vorsitzender Dr. Helmut Kemnitz sowie Schriftführer Torben Koopmann. Foto: Karsten Röhr / NWZ

Nötig geworden war die Wahl durch eine unplanmäßige Vakanz auf den beiden Positionen, nachdem Dr. Walter Müller als stellv. Vorsitzender und Jochen Behrmann als Schatzmeister im Januar ihre Ämter niedergelegt hatten mit Hinweis auf den aus ihrer Sicht mangelnden kooperativen Umgang in der Vorstandsarbeit.

Die Amtszeit des aktuellen fünfköpfigen Vorstands endet im Frühjahr 2012, dann gibt es Neuwahlen für alle Vorstandsämter.

Professor Freisel hatte sich letztlich von einer erneuten Kandidatur überzeugen lassen – auch, weil er das in den vergangenen Jahren gelegte Fundament sichern helfen wolle, aus Solidarität mit den alten Vorstandskollegen und aus der Bereitschaft, "die zukunftsweisende Programmatik des neuen Vorstands realisieren zu helfen".

Der Landesverein hatte in den vergangenen Jahren einen starken Rückgang von 1200 auf heute 740 Mitglieder zu verzeichnen. Gleichwohl ist es noch ein großer Verein, der die Signale erkannt und wichtige Aufgaben bereits angepackt hat. Dazu zählen "die attraktive Umgestaltung des Jahresprogramms und der Internetseite", so Rittner.

Eine neue siebenköpfige Arbeitsgruppe arbeitet an Profil und Öffentlichkeitsarbeit. Erste Ergebnisse daraus sind die vermehrte Schaffung von Gelegenheiten zu Austausch und Geselligkeit, der Aufbau von Kooperationen mit anderen Vereinen bei größeren Veranstaltungen und Reisen, u.a. die Einladung Joachim Gaucks in den Schlosssaal am 9. Februar 2012 in Zusammenarbeit mit der NWZ, Wettbewerbe zu Regionalpreis und Schülerpreis 2011, aber auch die Sicherung des Fahrtenwesens nach dem Ausscheiden des verdienten Fahrtenleiters Werner Michaelsen sowie die Fortführung traditioneller Aufgaben wie Oldenburger Jahrbuch und Historische Abende im Staatsarchiv.

Karsten Röhr

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Gut gefüllter Schlosssaal am 5. Mai 2011 beim Vortrag von Prof. em. Dr. Heinrich Schmidt: 2. von links in der 2. Reihe links.

14.03.2011: Schülerpreis 2011: Naturkunde

In der Qualifizierungsstufe der Gymnasien und Gesamtschulen werden gegenwärtig Fachseminararbeiten angefertigt. Wer ein Thema auf dem Gebiet der Naturkunde behandelt und dessen Arbeit mit mindestens 13 Punkten bewertet worden ist, kann sie bis zum 3. Juli 2011 einreichen. Es werden zwei Preise in Höhe von 300 € und 200 € ausgelobt.

14.03.2011: Oldenburger Preis für Regionalforschung 2011: Naturkunde

Die Frist für den Wettbewerb läuft bis zum 3. Juli 2011. Eingereicht werden können unveröffentlichte Dissertationen, Staatsexamens-, Diplom-, Master- und Bachelorarbeiten, aber auch herausragende Ausarbeitungen von Laien. Es werden ein 1. Preis von 1500 € und ein 2. Preis von 1000 € ausgelobt.