Artikel und Berichte

10.05.2022: Buch über Iwan Bloch vorgestellt

Buch über Iwan Bloch vorgestellt

Der Delmenhorster Lokalhistoriker Sönke Ehmen hat im Delmenhorster Stadtmuseum den neuesten Band der vom Oldenburger Landesverein (OLV) herausgegebenen Oldenburger Forschungen vorgestellt, nämlich die von Prof. Gerhard Kaldewei verfasste Studie mit dem Titel Der jüdische Sexualwissenschaftler Dr. med. Iwan Bloch (Delmenhorst 1872 – 1922 Berlin), erschienen im Isensee Verlag Oldenburg.

Das Bild zeigt (von links) Sönke Ehmen, Prof. Rudolf Holbach (Vorsitzender des OLV), Jürgen Herold (Publikationsbeauftragter des OLV), Florian Isensee (Verleger), Prof. Albrecht Eckhardt (Fachherausgeber Geschichte der Oldenburger Forschungen).

(Foto: Jörgen Welp)

Artikel zur Buchveröffentlichung im Delmenhorster Kreisblatt

09.04.2022: Artikel im Delmenhorster Kreisblatt, 09.04.2022

Von der Delme in die Metropolis

von Dirk Hamm

Er ist in Delmenhorst aufgewachsen, einen großen Namen in seiner Profession hat er sich jedoch weit weg, in der Großstadt, erworben. Und dann auch noch auf dem Gebiet der Sexualwissenschaft. Da ist es durchaus nachvollziehbar, dass Iwan Bloch nur wenigen in seiner Geburtsstadt ein Begriff ist. Der gestrige Freitag, 8. April, markierte den 150. Geburtstag des Wahl-Berliners. Und ebenfalls in diesem Jahr, am 19.November, jährt sich Blochs Todestag zum 100. Mal.

Somit sei es an der Zeit, an Iwan Bloch, den großen Mediziner und Sexualwissenschaftler aus Delmenhorst, "gebührend zu erinnern". Das meint der Historiker Gerhard Kaldewei, auch er mit einem Delmenhorst-Bezug, leitete er doch von 1994 bis 2011 das Nordwestdeutsche Museum für Industriekultur auf der Nordwolle. "Gebührend", so könnte man es beinahe schon untertreibend charakterisieren, mit welcher Detailfülle Kaldewei, der als Honorarprofessor an der Universität Oldenburg lehrt, in einer neuen Publikation – "Der jüdische Sexualwissenschaftler Dr. med. Iwan Bloch (Delmenhorst 1872 – 1922 Berlin)" – auf 304 reich illustrierten Seiten die Biografie und das Werk eines bedeutenden Delmenhorsters in allen Facetten aufarbeitet und in den Zeitkontext stellt. Erschienen ist das Werk im Isensee Verlag als Band 37 in der Reihe der Oldenburger Forschungen, herausgegeben vom Oldenburger Landesverein und für 24,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Kaldewei beleuchtet nicht nur Blochs Leistungen als Mediziner, Medizinhistoriker und Mitbegründer der Sexualwissenschaft. Er weitet den Blick, entfaltet ein Panorama der Zeit der Umbrüche vom Kaiserreich über den Krieg bis zur jungen Weimarer Republik, ja ein Sittengemälde des brodelnden Berlin der wilden Zwanziger, wohin Bloch nach der Schulzeit in Delmenhorst und Hannover sowie der medizinischen Ausbildung in Bonn, Heidelberg und Würzburg seinen Lebensmittelpunkt verlagerte. Dabei korrespondiert Kaldeweis breiter Ansatz mit dem seines Forschungsobjekts. Bloch, der ab 1898 als "Spezialarzt für Haut- und Sexualleiden" praktizierte, beschränkte sich nicht auf medizinisch-biologische Aspekte, sondern betrachtete zugleich historische, soziale und kulturelle Faktoren in seinen sittengeschichtlichen und sexualwissenschaftlichen Forschungen. In seiner Monografie "Das Sexualleben unserer Zeit in seiner Beziehung zur modernen Kultur" aus dem Jahr 1907 legte Bloch, der eine umfangreiche Korrespondenz mit Sigmund Freud pflegte, den Grundstein der Sexualwissenschaft als eigenständiger Forschungsrichtung, die über "eine rein medizinische Auffassung des Geschlechtslebens" hinaus die Methoden und Erkenntnisseder Natur- und Geisteswissenschaften in sich vereinen sollte.

Gerade auch durch die Delmenhorster Brille betrachtet ist das Buch eine lohnenswerte Lektüre. Denn in den ersten Kapiteln beschreibt der Autor vor dem Hintergrund der Herkunft Iwan Blochs die Entwicklung Delmenhorsts von der Ackerbürger- zur schnell wachsenden Industriestadt und geht ausführlich auf die wechselvolle Geschichte des Judentums in Oldenburg und Delmenhorst zwischen Emanzipation und Restauration im 18. und 19. Jahrhundert ein. Bloch selbst, der unter anderem eine Sittengeschichte Englands verfasste, über Marquis de Sade forschte und die Syphilis in ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung betrachtete, hatte sich schon in seiner Studienzeit eingehend mit der (Kultur-)Geschichte der Medizin in seiner Heimatregion beschäftigt. Im Ersten Weltkrieg leistete Bloch seinen Militärdienst als Militärarzt in brandenburgischen Reservelazaretten. "Er war aber kein begeisterter Soldat und Krieger – obwohl doch einige zeitgenössische Fotos von ihm als stolzem Militärarzt in Uniform existieren", schreibt Kaldewei. "Möglicherweise hatten seine Probleme im Kriegsdienst damit zu tun, dass er als jüdischer deutscher Arzt damals üblicherweise oftmals diskriminiert worden ist."

Quelle: DK Medien GmbH & Co. KG - Delmenhorster Kreisblatt, Datum: 09.04.2022, Artikel: Dirk Hamm

27.03.2022: Neuer Vorstand

Der Oldenburger Landesverein hat einen neuen Vorstand

Von links: Dr. Helmut Kemnitz, Schatzmeister - Jürgen Herold, 1. stellv. Vorsitzender - Prof. Dr. Rudolf Holbach, Vorsitzender - Ute Puls, Schriftführerin - Helmut Müller, Vorstandsmitglied - Torben Koopmann, 2. stellv. Vorsitzender