06.10.2018: Schlossabend am 04.10.2018
Drum schonet mir Prospekte nicht und nicht Maschinen
von Dr. Sven Friedrich Direktor des Richard-Wagner-Museums Bayreuth
Schlossabend am 4. Okt. 2018 zur
Aufführungsgeschichte von Richard Wagners Ring der Nibelungen
Oldenburger Landesverein in Kooperation mit dem Freundeskreis des Oldenb. Staatstheaters
Ein interessiertes Publikum wurde Zeuge eines kurzweiligen Vortrags von Dr. Sven Friedrich aus Bayreuth, der zunächst, wie schon viele Referenten vor ihm, den schönen Saal des Oldenburger Schosses als Ort der Vortragsveranstaltung lobte. Torben Koopmann, 1. stv. Vors. des OLV, begrüßte den Referenten, den er vor zwei Jahren in Bayreuth erlebt und für diesen Vortrag hatte gewinnen können. Interessanterweise hatte Koopmann im Nieders. Landesarchiv hier in Oldenburg ein Schriftstück von Richard Wagner gefunden, in dem dieser 1873 finanzielle Unterstützung beim großherzoglichen Hof erbat; diese Bitte wurde seinerzeit allerdings abschlägig beschieden. Bezugspunkt der Veranstaltung war natürlich die Aufführung des Nibelungenringes im Oldenburger Staatstheater, weshalb auch Christian Firmbach, Generalintendant des Theaters, beim Schlossabend zu Gast war.
Es folgte eine launige Beschreibung des eher sozialistischen Charakters von Richard Wagner und der Umstände während der Zeit der Märzrevolution 1848, in der dieser auf der Grundlage des Nibelungenliedes diesen Germanischen Mythos ins Werk setzte und dann eigentlich sein ganzes Lebens damit beschäftigt war. Dann hatte Wagner die Idee der Begründung eines Festspielhauses für sein Werk als einem Ort der Kunst für die Kunst und wäre damit gern in München geblieben. Dort wollte man ihn nicht; so ging er in einen Ort fern der Großstädte, nach Bayreuth, und ließ sich durch seinen Gönner und Mäzen, den bayerischen König Ludwig II, bei der Realisierung und Finanzierung helfen. Die Familie Wagner hat über die Zeiten alle Darlehen brav zurück bezahlt.
Nun folgten die detailierten und kenntnisreichen Ausführungen über die Aufführungsgeschichte des Ring der Nibelungen. Ring-Inszenierungen und damit -deutungen erfolgten ab Ende des 19. Jhd. und dann im historisch und politisch zerrissenen 20. Jhd. unter den verschiedensten künstlerischen Aspekten in der Regie der Wagner-Familie, zunächst eigentlich nur in Bayreuth. Erst in den späten 1970er Jahren - so der Referent - ist von bedeutenden Aufführungen im europäischen Ausland zu berichten. Durch die Beschreibung der sich wandelnden Bühnenbilder, illustriert mit entsprechenden Lichtbildern, wurde für die Zuhörer die Weite der möglichen Interpretationen hör- und sichtbar. Dem Referenten lief die Zeit weg; in der kurzen Aussprache lud Generalintendant Firmbach ein, nach dieser Lehrstunde über die verschiedenen Interpretationen die Oldenburger Inszenierungen selbst zu genießen und dann zu bewerten.
Koopmann dankte dem Referenten mit Oldenburgischer Theatergeschichte und der Vors. des Freundeskreises Prof. Dr. Reto Weiler lud ein zur Nachbetrachtung bei Getränk und Knabbergebäck bzw. durch den angebotenen Erwerb der Publikationen von Dr. Friedrich, die dieser auch gern signierte.
von Detlef Lubenau