23.11.2015: Artikel zur Präsentation des Oldenburger Jahrbuchs 2015
Über Dichter und Denker
Autoren präsentieren Oldenburger Jahrbuch 2015 im Schloss
von Ellen Kranz
Verfassten Beiträge für das neue Jahrbuch: Hans-Peter Klausch (von links), Anja Brigitta Jacobsen und Hans-Jürgen Klitsch werfen einen Blick in den 115. Band. Bild: Torsten von Reeken
Herausgegeben wird das Werk vom Oldenburger Landesverein. Es enthält unter anderem Beiträge zur Kunstgeschichte.
Das Titelbild des diesjährigen Bandes des Oldenburger Jahrbuchs zeigt die St. Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn, die mehrmals Erwähnung findet. Am Dienstagabend wurde das Werk, das vom Oldenburger Landesverein herausgegeben wird, im Oldenburger Schloss präsentiert. Koordinator Jürgen Herold führt die rund 100 Besuchern gemeinsam mit den Verfasser durch das Werk.
Da ist im geschichtlichen Teil etwa ein Beitrag von Gerd Steinwascher über die wechselvolle Beziehung zwischen den Oldenburgern und den Welfen. Oder ein Aufsatz von Hilde Schreiner über die Aushandlung der Bedingungen für die Verlegung des Dammer Begräbnisplatzes.
Ralph Hennings befasst sich mit der handschriftlichen Chronik der Kirchengemeinde während des ersten Weltkrieges. Über ein dunkles Kapitel der Oldenburger Geschichte schreibt Hans-Peter Klausch. Er hat zu den Oldenburger NS-Endphasenverbrechen und den Erhängungen an der Cloppenburger Straße im April 1945 recherchiert.
Diesen Teil der deutschen Geschichte habe auch der plattdeutsche Dichter Oswald Andrae erlebt, weiß Hans-Jürgen Klitsch. In seinem Essay porträtiert er den Autor aus Jever. Und Teresa Nentwig widmet sich in ihrem Beitrag dem spannungsreichen Verhältnis zwischen Hinrich Wilhelm Kopf und Oldenburg.
In der Kunstgeschichte ist eine Rede von Siegfried Müller zur Eröffnung einer Ausstellung im Landesmuseum Oldenburg zu Martin Luther und die Welt der Bilder. Zudem schildert die Gemälderestauratorin Anja Brigitta Jacobsen die Restaurierung eines Werkes von Ludwig Münstermann. In einem weiteren Beitrag spürt Sebastian Dohe dem Raffael von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und der Großherzoglichen Gemäldegalerie Oldenburg nach.
In zwei Texten widmet sich Jana Esther Fries der archäologischen Denkmalpflege 2014 und gemeinsam mit Niels Juister dem Fun einer manieristischen Bauplastik am Schlossplatz in Varel.
Im naturkundlichen Teil des Bandes schreibt Maria Will über die Sammlung texanischer Pflanzen von Charles Vinzent. Harald Kluge verfasste mit Heiko Scheepker einen Beitrag über zwei Universitätsprofessoren und mit Eckhard Punzel einen Text über zwei Naturwissenschaftler.
Quelle: NWZOnline
Jahrbuch bringt Wissenswertes aus der Region zutage
von Ellen Kranz
Das Thema: Oldenburger Landesverein
Im Interview: Reinhard Rittner (73)
Zur Person: Reinhard Rittner (73)ist der Vorsitzende des Oldenburger Landesvereins für Geschichte, Natur- und Heimatkunde und Pfarrer im Ruhestand. Der Verein bringt seit 115 Jahren ein Jahrbuch über das Oldenburger Land heraus.
Frage: Herr Rittner, seit wann gibt es das Oldenburger Jahrbuch?
Rittner: Das Jahrbuch gibt es seit 1892 und erscheint jetzt im 115. Band. In der modernen Auflage ist es der 20. Band. Und in der Zeit der Weltkriege gab es eine nicht ganz so dichte Erscheinungsfolge.
Frage: Warum und wie ist der Oldenburger Landesverein überhaupt entstanden?
Rittner: In Jever wurden um 1850 zahlreiche römische Münzen gefunden, was das historische Interesse der Öffentlichkeit geweckt hat. In der damaligen Zeit hatten die Forscher einen Sinn für das Altertum. Generell befand sich zum Ende des 19. Jahrhunderts die Geschichtswissenschaft im Aufschwung.
Frage: Und daraus entwickelte sich dann der Verein?
Rittner: Genau, der Verein hat dieses Interesse dann auf die Region übertragen.
Frage: Wann genau ist er gegründet worden?
Rittner: Der Oldenburger Landesverein existiert seit 1850. Ursprünglich nannte er sich Oldenburger Verein für Altertumskunde.
Frage: Wie kam es dann zu dem gegenwärtigen Namen des Vereins?
Rittner: Neben diesem Verein gab es noch einen weiteren, den Landesverein für Heimatkunde und Heimatschutz. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden der naturkundliche und der historische Teil zusammengeführt und dann Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde genannt.
Frage: Wer entscheidet, welche Aufsätze und Themen erscheinen?
Rittner: Die Fachherausgeber der einzelnen Teile prüfen die eingereichten Beiträge nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten und entscheiden für ihren Bereich. Natürlich werden dabei auch Wünsche und Anregungen berücksichtigt.
Frage: Und für wen werden die Bände verfasst gibt es eine besondere Zielgruppe?
Rittner: Die Jahrbücher sind für diejenigen, die Bücher lesen und sich für die Geschichte des Oldenburger Landes interessieren. Es ist doch erstaunlich, was immer wieder zutage kommt. ?
Quelle: NWZOnline
Ein Kenner Oswald Andraes
Hans-Jürgen Klitsch veröffentlich Aufsatz über den Dichter
Autor Hans-Jürgen Klitsch und die Leiterin der Bibliothek des Mariengymnasiums, Dr. Anja Belemann-Smit, präsentieren das Oldenburger Jahrbuch, in dem ein Aufsatz über den jeverschen Dichter Oswald Andrae (Foto im Hintergrund) veröffentlicht ist. Bild: Helmut Burlager
24 Seiten im neuen Oldenburger Jahrbuch sind dem sozialkritischen Schriftsteller aus Jever gewidmet.
Zu Lebzeiten von vielen verkannt und nicht selten angefeindet, zählt Oswald Andrae heute, knapp 19 Jahre nach seinem Tod, unangefochten zu den bedeutenden Schriftstellern des Oldenburger Landes. Das ist nun ein weiteres Mal ganz offiziell gewürdigt worden, mit der Aufnahme eines umfangreichen Beitrags in die neueste Ausgabe des Oldenburger Jahrbuches. Das über 300 Seiten umfassende Jahrbuch 2015 (ISBN 978-3-7308-1216-7), herausgegeben vom Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde, ist gerade eben erschienen.
Wir sind sehr stolz, dass der Vortrag, den Hans-Jürgen Klitsch 2014 hier gehalten hat, jetzt in überarbeiteter Form publiziert worden ist, sagte die Leiterin der Bibliothek des Mariengymnasiums, Dr. Anja Belemann-Smit, jetzt bei der Präsentation des Jahrbuches in Jever. Das Mariengymnasium hat Oswald Andrae, der nach den Worten Belemann-Smits ein kritischer Intellektueller war, der Zivilcourage besaß, mit einem Raum und einer Ausstellung in der Bibliothek bereits ein Denkmal gesetzt, der Beitrag Oswald Andrae Autor, plattdeutscher Querdenker, Intellektueller aus Jever setze ihm ein weiteres.
Hans-Jürgen Klitsch, der Lehrer für Englisch und Kunst am Gymnasium ist, hat sich in der Vergangenheit mit Veröffentlichungen zu soziokulturellen Themen wie der Rock- und Popgeschichte hervorgetan. Er ist aber auch ein profunder Kenner der Persönlichkeit und des Werks von Oswald Andrae, denn in der Bibiliothek verwaltet und bearbeitete er das umfassende Tonarchiv, das der Schriftsteller hinterlassen hat unzählige Stunden Aufnahmen auf Bändern, die Klitsch gehört und analysiert hat. Er ist Oswald Andrae dadurch sehr nahe gekommen.
In dem Beitrag für das Oldenburger Jahrbuch setzt sich Klitsch auf 24 Seiten mit der Person Oswald Andrae und seinem Lebenslauf auseinander. Andrae hat nicht nur Lyrik, sondern auch Prosa, Hörspiele und Theaterstücke verfasst. Damit war er in Jever einzigartig und wurde weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. So wurde sein Wirken sowohl in England und Schottland als auch in Italien und der Schweiz geschätzt. In der DDR wurde er bekannt durch sein Lied über Carl von Ossietzky, das mehrfach vertont wurde.
Hans-Jürgen Klitsch setzt sich nicht allein mit dem lyrischen Werk von Andrae auseinander, dessen Gedicht De Fahn zum sogenannten Fahnenkrieg von Jever führte und das nicht nur Jever und Umgebung, sondern später die ganze Republik in Aufruhr versetzen sollte. Klitsch beleuchtet auch Andraes Hörspiele für Radio Bremen, zum Beispiel De Familie Janssen geiht na Amerika Stationen einer Auswanderung im Jahre 1883. Ein Stück, das er für das Staatstheater Oldenburg schrieb, Laway Aufstand der Deicher 1765 eine szenische Chronik (mit Musik von Helmut Debus), beschäftigte insgesamt 82 Schauspieler in Zusammenarbeit von Staatstheater und August-Hinrichs-Bühne.
In Der braune Ranzen oder Was man mit mir machen kann setzt sich Andrae mit seiner Jugend im Dritten Reich auseinander und zeigt, wie jeversche Schüler in die Flak-Batterien auf dem Flughafen Upjever getrieben wurden, um dort vor Angst schlotternd auf feindliche Flieger zu schießen. Dieser Text erschien auch in hebräischer Sprache in der israelischen Tageszeitung Maariv.
Hans-Jürgen Klitsch zeichnet in seinem Aufsatz den Werdegang Andraes und seine verschiedenen Schaffens-Perioden nach, so wird dem 1997 verstorbenen Jeveraner noch einmal die ihm zustehende Reverenz erwiesen.
Ein weiteres Thema im Oldenburger Jahrbuch ist für Jeveraner ebenfalls interessant. Professor Harald Kluge und Dr. Heiko Scheepker schreiben über Eilhard Mitscherlich, den Namensgeber des naturwissenschaftlichen Hauses am
Mariengymnasium, und Karl Gustav Mitscherlich. Der Titel des Aufsatzes: Namhafte in Friesland geborene Universitätsprofessoren des 19. Jahrhunderts.
Quelle: Jeversches Wochenblatt - Friesisches Wochenblatt