Artikel und Berichte

20.12.2015: Artikel auf NWZOnline

Verborgene Reize der Jade-Region

Buch stellt Fluss-Landschaft vor

von Jürgen Westerhoff

Präsentierten das Buch (v.l.): Dr. Juliana Köhler, Remmer Akkermann, Reinhard Rittner und Florian Isensee. Bild: Björn Lübbe

Wer ihn kennt, sieht in ihm ein Urgestein des Naturschutzes im Nordwesten. Remmer Akkermann, promovierter Biologe und Professor einerseits und hemdsärmeliger Gesprächspartner andererseits, versteht es auf besondere Weise, in Umweltfragen Menschen aus gegensätzlichen Interessengruppen zusammenzubringen.

Jetzt hat der Vorsitzende der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH) ein Mammutprojekt abgeschlossen. Gemeinsam mit dem Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde wurde ein Buch über die Jade-Region herausgegeben. Das reich bebilderte Werk heißt „Die Jade“ und enthält landes- und naturkundliche Beiträge von insgesamt 71 Autoren über die Flusslandschaft zwischen Moor, Marsch und Meer.

Das kompakte Grundlagenwerk geht auf fast 500 Seiten auf die unterschiedlichsten Aspekte der Region ein: Geowissenschaftliche Gesichtspunkte werden ebenso abgehandelt wie die Tier- und Pflanzenwelt, das Wetter, die Siedlungsgeschichte, zentrale Orte im Jaderaum sowie der Bereich Wirtschaftsraum, Kunst und Tourismus. Außerdem werden Forschungseinrichtungen, Behörden, Vereine und Stiftungen vorgestellt, die sich mit dem Naturschutz beschäftigen.

Reinhard Rittner, Vorsitzender des Landesvereins, sprach bei der Vorstellung des Buches von einem Meisterwerk, das schon optisch ein Glanzstück sei. Präsentiert wurde das im Isensee-Verlag erschienene Werk im Wilhelmshavener Besucherzentrum des Weltnaturerbes Wattenmeer, ein beliebtes Touristenziel an der Nordseeküste.

Touristen, aber auch Schüler und Lehrer und viele „normale Einheimische“ gehören auch zur Zielgruppe des Buches, zu dem eine DVD gehört, auf der die Langfassung des Werks gespeichert ist.

Quelle: NWZOnline

Auf dem Foto im Wattenmeerhaus sind zu sehen (v.l.): Dr. Juliana Köhler, Prof. Dr. Remmer Akkermann und Reinhard Rittner.

Weitere Informationen zum Jadebuch erhalten Sie unter http://www.jadebuch.de

23.11.2015: Artikel zur Präsentation des Oldenburger Jahrbuchs 2015

Über Dichter und Denker

Autoren präsentieren Oldenburger Jahrbuch 2015 im Schloss

von Ellen Kranz

Verfassten Beiträge für das neue Jahrbuch: Hans-Peter Klausch (von links), Anja Brigitta Jacobsen und Hans-Jürgen Klitsch werfen einen Blick in den 115. Band. Bild: Torsten von Reeken

Herausgegeben wird das Werk vom Oldenburger Landesverein. Es enthält unter anderem Beiträge zur Kunstgeschichte.

Das Titelbild des diesjährigen Bandes des Oldenburger Jahrbuchs zeigt die St. Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn, die mehrmals Erwähnung findet. Am Dienstagabend wurde das Werk, das vom Oldenburger Landesverein herausgegeben wird, im Oldenburger Schloss präsentiert. Koordinator Jürgen Herold führt die rund 100 Besuchern gemeinsam mit den Verfasser durch das Werk.

Da ist im geschichtlichen Teil etwa ein Beitrag von Gerd Steinwascher über die wechselvolle Beziehung zwischen den Oldenburgern und den Welfen. Oder ein Aufsatz von Hilde Schreiner über die Aushandlung der Bedingungen für die Verlegung des Dammer Begräbnisplatzes.

Ralph Hennings befasst sich mit der handschriftlichen Chronik der Kirchengemeinde während des ersten Weltkrieges. Über ein dunkles Kapitel der Oldenburger Geschichte schreibt Hans-Peter Klausch. Er hat zu den Oldenburger NS-Endphasenverbrechen und den Erhängungen an der Cloppenburger Straße im April 1945 recherchiert.

Diesen Teil der deutschen Geschichte habe auch der plattdeutsche Dichter Oswald Andrae erlebt, weiß Hans-Jürgen Klitsch. In seinem Essay porträtiert er den Autor aus Jever. Und Teresa Nentwig widmet sich in ihrem Beitrag dem spannungsreichen Verhältnis zwischen Hinrich Wilhelm Kopf und Oldenburg.

In der Kunstgeschichte ist eine Rede von Siegfried Müller zur Eröffnung einer Ausstellung im Landesmuseum Oldenburg zu „Martin Luther und die Welt der Bilder“. Zudem schildert die Gemälderestauratorin Anja Brigitta Jacobsen die Restaurierung eines Werkes von Ludwig Münstermann. In einem weiteren Beitrag spürt Sebastian Dohe dem „Raffael“ von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und der Großherzoglichen Gemäldegalerie Oldenburg nach.

In zwei Texten widmet sich Jana Esther Fries der archäologischen Denkmalpflege 2014 und gemeinsam mit Niels Juister dem Fun einer manieristischen Bauplastik am Schlossplatz in Varel.

Im naturkundlichen Teil des Bandes schreibt Maria Will über die Sammlung texanischer Pflanzen von Charles Vinzent. Harald Kluge verfasste mit Heiko Scheepker einen Beitrag über zwei Universitätsprofessoren und mit Eckhard Punzel einen Text über zwei Naturwissenschaftler.

Quelle: NWZOnline

Jahrbuch bringt Wissenswertes aus der Region zutage

von Ellen Kranz

Das Thema: Oldenburger Landesverein

Im Interview: Reinhard Rittner (73)

Zur Person: Reinhard Rittner (73)ist der Vorsitzende des Oldenburger Landesvereins für Geschichte, Natur- und Heimatkunde und Pfarrer im Ruhestand. Der Verein bringt seit 115 Jahren ein Jahrbuch über das Oldenburger Land heraus.

Frage: Herr Rittner, seit wann gibt es das Oldenburger Jahrbuch?

Rittner: Das Jahrbuch gibt es seit 1892 und erscheint jetzt im 115. Band. In der modernen Auflage ist es der 20. Band. Und in der Zeit der Weltkriege gab es eine nicht ganz so dichte Erscheinungsfolge.

Frage: Warum und wie ist der Oldenburger Landesverein überhaupt entstanden?

Rittner: In Jever wurden um 1850 zahlreiche römische Münzen gefunden, was das historische Interesse der Öffentlichkeit geweckt hat. In der damaligen Zeit hatten die Forscher einen Sinn für das Altertum. Generell befand sich zum Ende des 19. Jahrhunderts die Geschichtswissenschaft im Aufschwung.

Frage: Und daraus entwickelte sich dann der Verein?

Rittner: Genau, der Verein hat dieses Interesse dann auf die Region übertragen.

Frage: Wann genau ist er gegründet worden?

Rittner: Der Oldenburger Landesverein existiert seit 1850. Ursprünglich nannte er sich „Oldenburger Verein für Altertumskunde“.

Frage: Wie kam es dann zu dem gegenwärtigen Namen des Vereins?

Rittner: Neben diesem Verein gab es noch einen weiteren, den „Landesverein für Heimatkunde und Heimatschutz“. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden der naturkundliche und der historische Teil zusammengeführt und dann „Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde“ genannt.

Frage: Wer entscheidet, welche Aufsätze und Themen erscheinen?

Rittner: Die Fachherausgeber der einzelnen Teile prüfen die eingereichten Beiträge nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten und entscheiden für ihren Bereich. Natürlich werden dabei auch Wünsche und Anregungen berücksichtigt.

Frage: Und für wen werden die Bände verfasst – gibt es eine besondere Zielgruppe?

Rittner: Die Jahrbücher sind für diejenigen, die Bücher lesen und sich für die Geschichte des Oldenburger Landes interessieren. Es ist doch erstaunlich, was immer wieder zutage kommt. ?

Quelle: NWZOnline

Ein Kenner Oswald Andraes

Hans-Jürgen Klitsch veröffentlich Aufsatz über den Dichter

Autor Hans-Jürgen Klitsch und die Leiterin der Bibliothek des Mariengymnasiums, Dr. Anja Belemann-Smit, präsentieren das Oldenburger Jahrbuch, in dem ein Aufsatz über den jeverschen Dichter Oswald Andrae (Foto im Hintergrund) veröffentlicht ist. Bild: Helmut Burlager

24 Seiten im neuen Oldenburger Jahrbuch sind dem sozialkritischen Schriftsteller aus Jever gewidmet.

Zu Lebzeiten von vielen verkannt und nicht selten angefeindet, zählt Oswald Andrae heute, knapp 19 Jahre nach seinem Tod, unangefochten zu den bedeutenden Schriftstellern des Oldenburger Landes. Das ist nun ein weiteres Mal ganz offiziell gewürdigt worden, mit der Aufnahme eines umfangreichen Beitrags in die neueste Ausgabe des Oldenburger Jahrbuches. Das über 300 Seiten umfassende Jahrbuch 2015 (ISBN 978-3-7308-1216-7), herausgegeben vom Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde, ist gerade eben erschienen.

„Wir sind sehr stolz, dass der Vortrag, den Hans-Jürgen Klitsch 2014 hier gehalten hat, jetzt in überarbeiteter Form publiziert worden ist“, sagte die Leiterin der Bibliothek des Mariengymnasiums, Dr. Anja Belemann-Smit, jetzt bei der Präsentation des Jahrbuches in Jever. Das Mariengymnasium hat Oswald Andrae, der nach den Worten Belemann-Smits ein „kritischer Intellektueller“ war, der „Zivilcourage besaߓ, mit einem Raum und einer Ausstellung in der Bibliothek bereits ein Denkmal gesetzt, der Beitrag „Oswald Andrae – Autor, plattdeutscher Querdenker, Intellektueller aus Jever“ setze ihm ein weiteres.

Hans-Jürgen Klitsch, der Lehrer für Englisch und Kunst am Gymnasium ist, hat sich in der Vergangenheit mit Veröffentlichungen zu soziokulturellen Themen wie der Rock- und Popgeschichte hervorgetan. Er ist aber auch ein profunder Kenner der Persönlichkeit und des Werks von Oswald Andrae, denn in der Bibiliothek verwaltet und bearbeitete er das umfassende Tonarchiv, das der Schriftsteller hinterlassen hat – unzählige Stunden Aufnahmen auf Bändern, die Klitsch gehört und analysiert hat. Er ist Oswald Andrae dadurch sehr nahe gekommen.

In dem Beitrag für das Oldenburger Jahrbuch setzt sich Klitsch auf 24 Seiten mit der Person Oswald Andrae und seinem Lebenslauf auseinander. Andrae hat nicht nur Lyrik, sondern auch Prosa, Hörspiele und Theaterstücke verfasst. Damit war er in Jever einzigartig und wurde weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. So wurde sein Wirken sowohl in England und Schottland als auch in Italien und der Schweiz geschätzt. In der DDR wurde er bekannt durch sein Lied über „Carl von Ossietzky“, das mehrfach vertont wurde.

Hans-Jürgen Klitsch setzt sich nicht allein mit dem lyrischen Werk von Andrae auseinander, dessen Gedicht „De Fahn“ zum sogenannten „Fahnenkrieg von Jever“ führte und das nicht nur Jever und Umgebung, sondern später die ganze Republik in Aufruhr versetzen sollte. Klitsch beleuchtet auch Andraes Hörspiele für Radio Bremen, zum Beispiel „De Familie Janssen geiht na Amerika – Stationen einer Auswanderung im Jahre 1883“. Ein Stück, das er für das Staatstheater Oldenburg schrieb, „Laway – Aufstand der Deicher 1765 – eine szenische Chronik“ (mit Musik von Helmut Debus), beschäftigte insgesamt 82 Schauspieler in Zusammenarbeit von Staatstheater und August-Hinrichs-Bühne.

In „Der braune Ranzen – oder Was man mit mir machen kann“ setzt sich Andrae mit seiner Jugend im Dritten Reich auseinander und zeigt, wie jeversche Schüler in die Flak-Batterien auf dem Flughafen Upjever getrieben wurden, um dort vor Angst schlotternd auf feindliche Flieger zu schießen. Dieser Text erschien auch in hebräischer Sprache in der israelischen Tageszeitung Maariv.

Hans-Jürgen Klitsch zeichnet in seinem Aufsatz den Werdegang Andraes und seine verschiedenen Schaffens-Perioden nach, so wird dem 1997 verstorbenen Jeveraner noch einmal die ihm zustehende Reverenz erwiesen.

Ein weiteres Thema im Oldenburger Jahrbuch ist für Jeveraner ebenfalls interessant. Professor Harald Kluge und Dr. Heiko Scheepker schreiben über Eilhard Mitscherlich, den Namensgeber des naturwissenschaftlichen Hauses am

Mariengymnasium, und Karl Gustav Mitscherlich. Der Titel des Aufsatzes: „Namhafte in Friesland geborene Universitätsprofessoren des 19. Jahrhunderts“.

Quelle: Jeversches Wochenblatt - Friesisches Wochenblatt

22.10.2015: Artikel auf NWZOnline

Einblicke in Schulzeit von Herzog Peter Friedrich Ludwig

von Norbert Wahn

Das Thema: Vortrag im Oldenburger Schloss

Im Interview: Dr. Bernd Müller

Zur Person: Dr. Bernd Müller ist Historiker am Institut für Geschichte der Uni Oldenburg. Er hält am 8. Oktober, 20 Uhr, auf Einladung des Oldenburger Landesvereins im Schlosssaal einen Vortrag über die frühen Jahre von Herzog Peter Friedrich Ludwig.

Frage: Herr Dr. Müller, in Stadt und Land Oldenburg begegnet man vielen Spuren von PFL, wie die Oldenburger ihren Herzog abgekürzt nennen, also z. B. Hospital, Lambertikirche, Landesbibliothek. Wir wissen aber bisher wenig über seine frühen Jahre, bevor er 1785 Herrscher wurde. Können Sie das aufgrund Ihrer Forschungen jetzt erhellen?

Müller: Mir ging es um seine Prägung durch sein Elternhaus, durch seine Schulzeit und seine mannigfachen Erlebnisse bis zum Regierungsantritt. Damit kann die Entwicklung seiner Wesensart jetzt besser verstanden werden. Dahinter stand immer die Frage, wie ein gutmütiger, zunächst etwas verspielter und zu Ausflüchten neigender Junge zu einem ernsten, ja verschlossenen Landesherrn wurde. Dabei war ihm die Herrschaft über das Herzogtum Oldenburg und das Fürstbistum Lübeck mitnichten in seine Wiege gelegt worden.

Frage: Was ist denn eigentlich neu an ihren Forschungsergebnissen?

Müller: Die gründliche Auswertung seiner gesamten Korrespondenz aus seinen frühen Jahren ergab zahlreiche neue Einblicke in seine Schulzeit, in seine Reisen, auch in seine Teilnahme am russisch-osmanischen Krieg, vor allem aber in seine Heirat und in seine Ehe, die tragischerweise unmittelbar nach seiner Regierungsübernahme durch den Tod seiner 20-jährigen Frau endete. Auch die Frage, wie ein im Geist der Aufklärung stehender Mensch als patriarchalischer, spätabsolutistischer Landesherr agieren konnte, kann für PFL jetzt gut beantwortet werden.

Frage: Gab es eine Person, die seine frühen Jahre steuerte, nachdem er schon mit acht Jahren Vollwaise geworden war?

Müller: Ganz wesentlich waren ohne Zweifel Großfürst Paul, der spätere Zar Paul I., und seine Mutter, Zarin Katharina II. Diese Steuerung führte später zu einer engen Bindung der Außenpolitik von Peter Friedrich Ludwig an Russland. Aber die zahlreichen Impulse, die er auf seinem Lebensweg bis zur Regierungsübernahme aufzunehmen hatte, dürfen keinesfalls übersehen werden.

Dr. Bernd Müller ist Historiker am Institut für Geschichte der Uni Oldenburg. Er hält am 8. Oktober, 20 Uhr, auf Einladung des Oldenburger Landesvereins im Schlosssaal einen Vortrag über die frühen Ja1hre von Herzog Peter Friedrich Ludwig.

Quelle: NWZOnline

v.l.: Jörg Duvenhorst, Helmut H. Müller, Richard-B. von Busse, Herzogin Fenita, Pastor i. R. Reinhard Rittner, Dr. Bernd Müller, Herzog Huno von Oldenburg, Hartwig Lehmkuhl. Foto: Christine Krahl

16.09.2015: Artikel auf NWZOnline

Archäologen und Studenten graben Geschichte(n) aus

Jana Esther Fries gibt „Auf Spurensuche mit Bagger und Pinsel“ bei Isensee heraus

von Eilert Freese

Ein Stück Oldenburg ausgegraben (v.li.): Verleger Florian Isensee, Reinhard Rittner (Landesverein), Autor Thomas Fischer und Bezirksarchäologin Jana Esther Fries. Foto: Eilert Freese

Mit dem Buch „Auf Spurensuche mit Bagger und Pinsel – Archäologische Ausgrabungen in Oldenburg“ wollte Dr. Jana Esther Fries ein Buch über Archäologie her-ausgeben, das dem Leser Spaß machen soll. Und „ihre“ 13 Autorinnen und Autoren haben es geschafft: In einer verständlichen Sprache beschreiben sie auf 140 Seiten, was vor „tausenden“ von Jahren im oldenburgischen „Untergrund“ los war.

Da kommen dann auch Titel wie „Der Dröge Jan, Schwarzbrot und nasse Füße…“ vor, wenn es um die Topografie, die Böden und den Wasserhaushalt in Oldenburg geht. Auch das Geheimnis der 1977 in Wechloy entdeckten Goldscheibenfibel ist ein Thema: Wie konnte das Schmuckstück, das vermutlich im 9. Jahrhundert in Italien gefertigt wurde, in einem Graben in Oldenburg landen?

Geschichtsstudium mal anders, hatte sich die Lehrbeauftragte Fries, im Hauptberuf Oldenburger Bezirksarchäologin beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, gedacht, als sie im Wintersemester 2013/2014 mit ihrem Projekt begann. Statt historische Texte zu analysieren haben sich Studierende der Universität Oldenburg mit archäologischen Ausgrabungen beschäftigt und ihre Erkenntnisse aus den Dokumentationen verschiedener Oldenburger Grabungsstellen zusammengetragen. Die Themen wurden von der Herausgeberin weitgehend vorgegeben. „Es waren hauptsächlich Studierende der Geschichte. Aber auch ein Physiker war dabei, Studierende auf Lehramt und Thomas Fischer als Gasthörer.

„Es sind glückliche Momente, wenn Lehrende und Lernende ihre gemeinsamen Erkenntnisse vorstellen und die Ergebnisse weitergeben können. Das regt zu weiterem Austausch an“, sagt Reinhard Rittner, Vorsitzender des Oldenburger Landesvereins für Geschichte, Natur und Heimatkunde in seinem Geleit. „Das Buch ist ein Gewinn für alle Oldenburger und archäologisch interessierte Menschen, sonst wären wertvolle Dokumente im Verborgenen geblieben“, so Verleger Florian Isensee.

Seit etwa 1960 werden regelmäßig Grabungen im ganzen Gebiet der Stadt durchgeführt. Mit Schwerpunkt in der historischen Altstadt. Das Buch ist der 30. Band, der im Rahmen der Oldenburg Forschungen im Auftrag des Oldenburger Landesvereins für Geschichte, Natur- und Heimatkunde herausgegeben wird.

?„Auf Spurensuche mit Bagger und Pinsel – Archäologische Ausgrabungen in Oldenburg“ ist im Isensee Verlag erschienen. ISBN 978-3-7308-1184-9. Es kostet 12,80 Euro.

13.06.2015: Oldenburger Forschungen, Band 28

Rezension von Prof. Dr. Konrad Hammann, Kirchenhistoriker in Münster

Der Autor dieses Buches, Reinhard Rittner, war viele Jahre als Pfar­rer für theologische Arbeit im Evangelisch-lutherischen Oberkir­chenrat Oldenburgs tätig. Mit der vorliegenden Sammlung von Vorträgen und Aufsätzen ergänzt und vertieft R. den Beitrag über die evangelische Kirche im 20. Jh., den er zu der von Rolf Schäfer herausgegebenen, 2005 in zweiter Auflage erschienenen "Oldenburgischen Kirchengeschichte" beigesteuert hat. Die in gut zwei Jahrzehnten entstandenen Einzelstudien sind in dem anzuzeigen­den Sammelband in der chronologischen Reihenfolge ihres ersten Erscheinens angeordnet.

Der Titel des Buches könnte den Eindruck erwecken, als ginge es in ihm vornehmlich um personenbezogene Zugänge zur olden­burgischen Kirchengeschichte im 20. Jh. Dies ist durchaus auch der Fall. Jedoch ist R., wie schon seine einleitenden Bemerkungen zu den Gegenständen des Bandes zeigen (13-18), mit den metho­dischen Standards der kirchlichen Zeitgeschichtsschreibung bes­tens vertraut, so dass er mit dem personenorientierten Ansatz - je nach Thema - auch institutionen-, mentalitäts- oder sozialge­schichtliche Perspektiven zu verbinden versteht.

Die Wahrnehmung der Phänomene unter unterschiedlichen Gesichtspunkten bewährt sich exemplarisch an der instruktiven Aufarbeitung des Umgangs mit dem Suizid in der oldenburgischen Kirche zwischen 1860 und 1932. Deutlich wird neben einem proble­matischen Dogmatismus in dieser Frage doch durchaus das Bemü­hen vieler, dem kirchlichen Verkündigungsauftrag und zugleich auch humanen, sozialen und seelsorgerlichen Belangen gerecht zu werden (69-95). Auf die große Theologiegeschichte hin öffnet R. die territoriale Kirchengeschichte sodann mit zwei Beiträgen zu Rudolf Bultmann. Erinnert wird einmal das Verhältnis des großen Marburger Theologen zu seinem Schüler Hans Roth, das gewisser­maßen den äußeren Entstehungskontext von Bultmanns bedeu­tendem Vortrag bzw. Aufsatz "Welchen Sinn hat es, von Gott zureden?" bildete (97-119). Vergegenwärtigt werden zum anderen Bultmanns lebenslange Beziehungen zu seiner oldenburgischen Heimat anhand seiner Freundschaft mit dem jüdischen Schulka­meraden Leonhard Frank aus Westerstede, wieder des Austausches mit Hans Roth, des Entmythologisierungsprogramms, des Streites um die konfessionelle Ausrichtung des Religionsunterrichts nach 1945 sowie der 2002 in Oldenburg aufgestellten Bultmann-Büste von Michael Mohns (279-300).

Zwei Beiträge weisen über sich hinaus auf die Zeit des Dritten Reiches. R. zeigt in einer Studie zur Tätigkeit des späteren Reichs­bischofs Ludwig Müller als Marinepfarrer und -oberpfarrer in Wil­helmshaven 1914-1926 detailliert auf, wie dessen nationalreligiöses Denken maßgeblich durch die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs geprägt war (215-234). Eine kirchenkundliche Miniatur von "Reli­gion, Kirche und Gesellschaft in der Stadt Oldenburg um 1930" bie­tet einen instruktiven Einblick in die erkennbar divergierenden Positionen, die man in der Kirchengemeinde Oldenburg bezüglich der wirtschaftlichen und sozialen Probleme der Zeit sowie der Kri­se der Weimarer Parteiendemokratie bezog (145-166).

Ein Schwerpunkt des ganzen Bandes liegt auf dem "Kirchenkampf" in Oldenburg. Den in der Kirchlichen Zeitgeschichte wie­derholt problematisierten Begriff des Kirchenkampfes verwendet R., wohl wissend um die mit ihm verbundenen Schwierigkeiten, aus pragmatischen Gründen und unter Verweis auf die lokalen Gegebenheiten weiterhin (15 f.235 f.). Exemplarisch nimmt er zu­nächst die Auseinandersetzungen in Delmenhorst in den Blick, deren Opfer der Pastor Paul Schipper wurde - der deutschchristlich dominierte Oberkirchenrat versetzte ihn 1939 in den einstweiligen Ruhestand (19-51). In Rastede spiegelte sich der die oldenburgische Landeskirche auch sonst beherrschende Gegensatz zwischen den Deutschen Christen und der Bekenntnisgemeinde paradigmatisch wider. Freilich verliefen die Fronten hier wie anderenorts längst nicht so eindeutig, wie spätere Kirchenkampflegenden es glauben machen wollten (235-254). Dies wird in spezifischer Weise auch an dem Juristen Wilhelm Flor deutlich, der nebenamtlich Mitglied des Oldenburger Oberkirchenrats war und später als Reichsgerichtsrat von Leipzig aus die Bekennende Kirche, nach deren Spaltung 1936 die gemäßigte lutherische Richtung, durch juristische Gutachten unterstützte. Dieses öffentliche kirchliche Engagement wurde Flor 1937 durch das Reichsjustizministerium untersagt (121-144). Ein weiteres Porträt zeichnet R. von dem Pfarrer und Kir­chenrat Hermann Buck, der mit seinem kompromisslosen Einsatz für das lutherische Bekenntnis und die Unabhängigkeit der kirch­lichen Arbeit in Oldenburg und auf Wangerooge unter den restrik­tiven Bedingungen der NS-Diktatur ein Beispiel der Zivilcourage gab (167-194).

Die innerkirchliche Aufarbeitung der Erfahrungen aus dem Dritten Reich, wie sie sich nach 1945 vollzog, weist manche Ambi­valenzen auf, was R. anhand einiger Zwangsversetzungen von be­lasteten Pfarrern in der Oldenburger Kirche aufzeigt (53-67). Die Frage, welche Richtung die Oldenburgische Landeskirche in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg einschlagen sollte, war im Übri­gen lange offen. Personal- und Verfassungsfragen, theologische Ori­entierung und das Verhältnis der Kirche zur Gesellschaft wurden kontrovers diskutiert. Der Oldenburger "Bischofsstreit" 1952/53, zu dem R. hoffentlich noch in naher Zukunft eine geplante monographische Untersuchung vorlegen wird, machte dies sichtbar (195-214).

Der Aufsatzband ist reich bebildert. Abbildungen der behandelten Akteure und etlicher Kirchengebäude sowie die Wiedergabe von wichtigen Dokumenten illustrieren die vorgelegten Texte ein­drucksvoll. Dies gilt zumal für die von Achim Knöfel mitverfasste Studie über das Wirken des Kirchenmalers Hermann Oetken, der in zahlreichen Oldenburger Kirchengemeinden seine künstlerischen Spuren hinterlassen hat (255-278). R. hat es verstanden, die lokale und territoriale Kirchengeschichte Oldenburgs im 20. Jh. im Lich­te der allgemeinen historischen, kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen aufzuhellen. Wo er die rekonstru­ierten Befunde kommentiert und beurteilt, tut er dies mit Umsicht und dem durchgängigen Bemühen um historische Gerechtigkeit. Der von Rolf Schäfer mit einem Geleitwort versehene Band ist über­ dies sehr leserfreundlich eingerichtet. Ein Abkürzungsverzeichnis, Nachweise der Abbildungen und der Orte der Erstveröffentlichung der Aufsätze sowie Register der Namen, Orte und Sachen erschlie­ßen das Buch in vorbildlicher Weise.

Quelle: Theologische Literaturzeitung, Heft 6/2015

13.06.2015: Artikel auf NWZOnline

Blick auf Geschichte, Archäologie und Naturkunde

Vorstand des Oldenburger Landesvereins bestätigt – Jahresabschluss vorgestellt

von Lars Laue

Der Vorstand mit Jörg Duvenhorst (von links), Richard-Balthasar von Busse, Jürgen Herold, Reinhard Rittner, Torben Koopmann und Helmut H. Müller (Bild: Piet Meyer)

Oldenburg - Die Mitgliederversammlung des Oldenburger Landesvereins hat ihren Vorstand einstimmig bestätigt: Reinhard Rittner bleibt Vorsitzender, Jörg Duvenhorst 1. stellvertretender Vorsitzender, Helmut H. Müller 2. stellvertretender Vorsitzender. Ebenso wurden Schriftführer Torben Koopmann und Schatzmeister Richard-Balthasar von Busse in ihre Ämter wiedergewählt. Die Mitgliederversammlung bestimmte Jürgen Herold zum Koordinator für das Publikationswesen, also für das Oldenburger Jahrbuch und die Oldenburger Forschungen neue Folge. Die Amtszeit beträgt laut Vereinssatzung drei Jahre. Ferner wurden die verschiedenen Arbeitsberichte und der Jahresabschluss vorgestellt, diskutiert und von der überwiegenden Mehrheit bestätigt.

Geschichte, Archäologie und Naturkunde kennzeichnen die Schwerpunkte des Oldenburger Landesvereins. Er geht auf den 1850 gegründeten Oldenburgischen Verein für Erforschung und Erhaltung einheimischer Denkmäler des Altertums zurück. Er zählt heute etwa 750 Mitglieder. Das Engagement des Oldenburger Landesvereins spiegelt sich in Vorträgen, Publikationen und Exkursionen wider und reicht von der Regionalgeschichte, den Problemen der Natur und Umwelt über neue archäologische Forschungen und die Kunstgeschichte bis zu allgemeinen kulturhistorischen Themen.

Quelle: NWZOnline

11.05.2015: Artikel in der NWZ

Klare Ansage an die Medien

Ex-Verfassungsrichter Kirchhof zieht 250 Zuhörer in seinen Bann

Der Rechtswissenschaftler verurteilte Kampagnen gegen Politiker. Zugleich erhob er ungewöhnliche Forderungen.

von Lars Laue

„Bürger und Medien in einer aufgeregten Gesellschaft": Über dieses Thema sprach Professor Paul Kirchhof am Dienstag beim Schlossabend vor rund 250 Gästen. Anschließend ging der prominente Referent ausführlich auf Fragen aus dem Publikum ein. (Bild: Torsten von Reeken)

Für seinen eindringlichen Appell an das Verantwortungsbewusstsein der Medien hat der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht, Professor Paul Kirchhof, am Dienstagabend von den rund 250 Gästen im Oldenburger Schloss zustimmenden Beifall erhalten. Der Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sprach auf Einladung des Oldenburger Landesvereins für Geschichte, Natur- und Heimatkunde, der Bezirksgruppe Oldenburg des Richterbundes sowie des Oldenburger Anwalt- und Notarvereins zum Thema „Bürger und Medien in einer aufgeregten Gesellschaft“.

Kritik an Kampagnen

Der 72-jährige Rechtswissenschaftler ging insbesondere mit den Medien hart ins Gericht, denen es nicht darauf ankomme, die Menschen über wichtige Geschehnisse sowie politische Entwicklungen zu informieren. Kirchhof kritisierte, dass es Journalisten oftmals nur darum gehe, Politiker oder andere Vertreter des öffentlichen Lebens vom Sockel zu stoßen.

Als Beispiele für derartige „Medienkampagnen“ nannte er die Stürze beziehungsweise Rücktritte der ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler und Christian Wulff, der ehemaligen Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke sowie des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Rainer Brüderle.

Kirchhof warnte zugleich vor den Folgen derartiger „Propaganda-Berichterstattung“. „Politik wird entpolitisiert, weil es um Nebensächlichkeiten statt um Programme und Inhalte geht. Es kommt zu einer Politisierung der Privatsphäre, wobei jedem Menschen, auch Politikern, Privatheit zusteht“, sagte Kirchhof und verurteilte zugleich die „Kommerzialisierung der öffentlichen Neugierde“.

Die Gruppe der Politiker werde mehr und mehr verächtlich gemacht, was der Demokratie und dem Verfassungsstaat schade. Und in der Folge persönlicher Angriffe durch Medien zögen sich immer mehr Politiker darauf zurück, viele Worte zu verlieren, ohne etwas zu sagen.

Gewinne abschöpfen

„Durch das Sprechen ohne Inhalt wollen Politiker vermeiden, sich angreifbar zu machen“, erläuterte Kirchhof in seinem einstündigen Vortrag, der in konkrete Forderungen mündete. Dazu gehörte, sich täglich bewusst zu machen, dass der Mensch unzulänglich sei. In Richtung der Medienschaffenden richtete Kirchhof die Forderung, dass Verlage ihren durch eine falsche Berichterstattung geschöpften Gewinne für gemeinnützige Zwecke spenden müssten. Zudem müsse eine unabhängige Institution geschaffen werden, die Bürger darüber aufkläre, welches Medium in welchem Bereich glaubhaft berichte und welches nicht. Außerdem müsse es in den Redaktionen eine wöchentliche Selbstreflexion über die eigene Berichterstattung geben.

In der Diskussionsrunde machte Kirchhof deutlich, dass er bei aller Kritik an mancher Berichterstattung sehe, dass viele Medienschaffende sich ihrer Verantwortung bewusst seien und Qualität sich am Ende durchsetzen werde.

Quelle: Nordwest-Zeitung, Oldenburg

25.03.2015: Artikel in der NWZ

Die Oldenburgische Bibliographie

von Matthias Struck

Die Oldenburgische Bibliographie ist die Regionalbibliographie für den Bereich des alten Landes Oldenburg. Sie wird an der Landesbibliothek Oldenburg von Bibliotheksoberrat Dr. Klaus-Peter Müller bearbeitet und verzeichnet landeskundliche Bücher und Aufsätze mit inhaltlichem Bezug zur Geschichte und Gegenwart des Oldenburger Landes. Damit stellt sie ein unverzichtbares Instrument zur regionalen Literaturrecherche dar.

Die Oldenburgische Bibliographie erschien erstmals 1974 im Oldenburger Jahrbuch und bildete seitdem einen seiner Hauptabschnitte. Nach 40 Jahren wurde ihr Erscheinen in dieser Form aus Kostengründen eingestellt. Das aktuelle Oldenburger Jahrbuch 2014 ist somit der erste Jahrgang ohne die gedruckte Oldenburgische Bibliographie, die aber weiterhin über die Homepage der Landesbibliothek Oldenburg oder des Oldenburger Landesvereins erreichbar ist. Die im Oldenburger Jahrbuch veröffentlichte Fassung war ohnehin bereits seit elf Jahren ein Auszug aus der gleichnamigen wachsenden Datenbank. Diese Datenbank umfasst inzwischen etwa 26.000 Titel mit Schwerpunkt in den letzten Jahrzehnten und ist im Internet auf der Seite der Landesbibliothek Oldenburg unter www.lb-oldenburg.de/nordwest/olbib.htm abrufbar.

Darüber hinaus gibt die Landesbibliothek fünfmal jährlich ihren digitalen Newsletter „Neue Oldenburgische Publikationen“ heraus, der neue regionale Veröffentlichungen auflistet und über die Homepage der Landesbibliothek abonniert werden kann.

Literatur: Klaus-Peter Müller: Die „Oldenburgische Bibliographie“ lebt!, in: Oldenburger Jahrbuch Band 114, 2014, S. 269 f.

Quelle: Nordwest-Zeitung, Oldenburg

10.03.2015: Artikel auf NWZOnline

Region sollte von Verbindungen mit China profitieren

von Norbert Wahn

Das Thema: Politik und Kultur in China

Im Interview: Dr. Cord Eberspächer

Zur Person: Dr. Cord Eberspächerist Historiker und Sinologe. Er hat unter anderem in Oldenburg studiert. Am Donnerstag, 5. März, ab 20 Uhr, spricht Eberspächer auf Einladung des Oldenburger Landesvereins im Schloss. Beginn ist um 20 Uhr.

Frage: Herr Eberspächer, die größer werdende Rolle Chinas in Wirtschaft und Weltpolitik nehmen in Deutschland und Europa viele eher mit Sorge wahr. Ist es richtig, die Entwicklung Chinas primär als Bedrohung zu sehen?

Eberspächer: Wohl kaum. Es ist richtig, dass China als neuer Akteur das vertraute Koordinatensystem durcheinanderbringt. Aber mit welchem Recht sollte der Westen Staaten wie China ihr Recht auf Entwicklung und Wohlstand verwehren? Bedrohungsszenarien mit Bezug auf China sind meistens von Ängsten und Unkenntnis geprägt.

Frage: In Ihrem Vortrag möchten sie Bezüge von Geschichte und Gegenwart Chinas herstellen. Maos Kommunismus und die Epoche des chinesischen Kaiserreichs – wie bringt man diese Gegensätze heute in China zusammen?

Eberspächer: Politisch war das nie ein richtiger Gegensatz. Die chinesische Republik wie auch das kommunistische China haben an das Staatsgebiet und in vieler Hinsicht auch die Außenpolitik des Kaiserreichs angeknüpft.

Frage: Welche Chancen bietet eine Intensivierung der Beziehungen zu China auch für die Region um Oldenburg?

Eberspächer: Von den Chancen der wirtschaftlichen Verbindungen mit China können und sollten auch Oldenburg und seine Region profitieren können. Für Nordrhein-Westfalen ist China inzwischen der zweitwichtigste Handelspartner nach den Niederlanden. Natürlich darf man nicht darauf warten, dass chinesische Firmen von selbst kommen, man muss sie überzeugen. Aber dafür gibt es im Nordwesten gute Argumente.

Frage: Als gebürtiger Oldenburger sind sie auch mit der hiesigen Regionalgeschichte vertraut. Gab es in der Vergangenheit bemerkenswerte Berührungen zwischen dem Land Oldenburg und dem Reich der Mitte?

Eberspächer: Die oldenburgische Schifffahrt gehörte in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu den Pionieren im Chinahandel, gleich nach den Hansestädten Bremen und Hamburg. Das Großherzogtum Oldenburg unterhielt Konsulate in Hongkong, Kanton und Shanghai – und als 1856 die Besatzung der oldenburgischen Bark „Texas“ an der Küste Chinas bis aufs Hemd ausgeplündert wurde, reichten die diplomatischen Folgen bis nach Berlin und London.

Quelle: Artikel auf NWZOnline