Artikel und Berichte

18.12.2014: Artikel auf NWZOnline

Von Laufkäfern und Maulwürfen

Zwei Beiträge zum Schlossgartenjubiläum

Herausgegeben wird das Jahrbuch seit 1892 vom Oldenburger Landesverein. Es enthält Beiträge zu allen Bereichen der oldenburgischen Geschichte. Dem Oldenburger Schlossgarten sind im Jubiläumsjahr gleich zwei Beiträge gewidmet.

von Jürgen Herold

Oldenburger Land - Wer den diesjährigen Band des Oldenburger Jahrbuchs zur Hand nimmt, sieht auf dem Umschlag das Paradepferd des Grafen Anton Günther. Der aufs Titelbild bezogene Beitrag gilt aber nicht dem Grafen, sondern seinem Ross namens „Kranich“, genaugenommen dessen Haarpracht, von der sich ein Bündel im Magazin des Oldenburger Museums für Natur und Mensch erhalten hat.

Diese Haare sind daraufhin untersucht worden, ob es sich um Mähnen- oder Schweifhaare handelt. Ein zweiter Beitrag in der Naturkundesektion beschäftigt sich mit den botanischen Eigenschaften des Rainfarns, einer in Norddeutschland weit verbreiteten Pflanze.

Dem Oldenburger Schlossgarten sind im Jubiläumsjahr gleich zwei Beiträge gewidmet: Zum einen findet sich eine Untersuchung zur Laufkäferpopulation im Park, zum anderen Adrian von Buttlars Eröffnungsvortrag zu den Jubiläumsaktivitäten.

Doppelt vertreten ist auch die Provenienzforschung: Marcus Kenzler geht den Vorgängen nach, die für die „Arisierung“ jüdischen Eigentums in unserer Region und speziell in der Stadt Oldenburg eine Rolle spielten. Ein zweiter Beitrag verfolgt die Spuren eines Werkes von Emil Nolde („Stillleben mit Reiterfigur“) aus dem Bestand des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte.

In der kunstgeschichtlichen Sektion des Jahrbuchs finden sich zwei weitere Beiträge, die auf das Landesmuseum bezogen sind: eine Untersuchung zum Gemälde „Der reiche Mann und der arme Lazarus“ aus der Werkstatt Veroneses und eine Darstellung der Oldenburger Sammlung zur Fotografie der neuen Sachlichkeit. Wie seine Vorgänger enthält auch das Jahrbuch 2014 einen Überblick über die Tätigkeit der archäologischen Denkmalpflege im Vorjahr. Kurios ist dabei eine Passage über den Beitrag, den Maulwürfe zur archäologischen Forschung leisten können.

Der umfänglichste Teil des Jahrbuchs ist der Oldenburger Geschichte gewidmet. Er enthält unter anderem einen Beitrag über das Zisterzienserkloster Hude und über eine Untersuchung von Textfragmenten auf Pergamentschnipseln, die zu neuer Funktion „recycelt“ wurden. Rastede wird durch einen Artikel erfasst, der einer einflussreichen Familie nachspürt; im Wurtendorf Langwarden sind Tafeln zu finden, die die verheerenden Folgen der Weihnachtsflut von 1717 zum Thema haben.

Ein weiterer Beitrag gibt Einblick in die Aufgaben und soziale Wirklichkeit des „Nachrichters“, das heißt des Scharfrichters, der auch für die Abdeckerei zuständig war, am Beispiel der Wildeshauser Verhältnisse vom 17. bis ins 19. Jahrhundert.

Quelle: NWZOnline

15.09.2014: Artikel in der NWZ

Immer die Freiheit im Blick

Marianne Birthler stellt am 2. Oktober in Oldenburg ihre Erinnerungen vor

Das Werk trägt den Titel „Halbes Land. Ganzes Land. Ganzes Leben.“ Die 66-Jährige war bis 2011 Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen.

von Reinhard Rittner

Autorin und Politikerin: Marianne Birthler

Es ist ein bemerkenswertes Buch einer Politikerin aus der Bürgerbewegung. Sie war zuletzt Nachfolgerin von Joachim Gauck in der Stasiunterlagenbehörde. Selten genug passiert, dass ein Unrechtsstaat Archive und Akten öffnen muss, so dass man nachvollziehen kann, was Mitarbeiter der Geheimpolizei gesammelt und womit sie die Bürger drangsaliert haben. Dass die Akten zugänglich wurden, ist ein bleibendes Verdienst der friedlichen Revolution.

Die Sehnsucht nach Freiheit bekam Marianne Birthler geb. Radtke im Ost-Berliner Elternhaus eingepflanzt. Dabei war zunächst DDR-Alltag zu bewältigen. Heranwachsende mussten lernen: Was sagt man in der Schule, was nur zu Hause?

Der Schulleiter versuchte, sie mit der Alternative zu nötigen: Junge Gemeinde oder FDJ? Daraufhin trat die 14-Jährige aus der Jugendorganisation aus und fand in der evangelischen Kirche eine zweite Heimat. In der Schullaufbahn blieb das ohne Auswirkung. Unter Lehrern gab es neben Ideologen eben auch solche, die Kreativität gedeihen ließen – kleine Inseln, die den Wunsch nach Selbstständigkeit lebendig erhielten. Marianne Birthler besuchte die erweitere Oberschule und legte das Abitur ab.

Später begann sie eine kirchliche Ausbildung. In den 80er Jahren sammelten sich unter dem Dach der evangelischen Kirche Umweltkreise, Friedensinitiativen, Menschenrechtsgruppen. Die Institution und ihre Amtsträger ließen sie gewähren. Die Bürgerbewegung war nicht groß, aber der Verdruss über Unfreiheit wuchs.

Daraus entstand ein Netzwerk, das mit Kontakttelefon und Vervielfältigungen für Informationsaustausch sorgte. Vor 25 Jahren waren die Bürgerrechtler unentwegt im Einsatz, bis das Wunder von Maueröffnung und Wiedervereinigung geschah. Die Konflikte unserer Tage zeigen, dass es auch gewaltsame Reaktionen hätte geben können.

Das Buch ist eine sehr persönliche Erzählung geworden. Geschildert wird, wie der Körper streikte, als Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) mit seiner Stasiverstrickung Loyalität forderte.

Die Konsequenz: Rücktritt als Bildungsministerin in Brandenburg. Anfang der 90er Jahre brauchten die Grünen eine Sprecherin von Bündnis 90. Doch östliche Lebenserfahrungen blieben ihnen im Fahrwasser einer 68er Mentalität fremd. So währte diese Tätigkeit nur kurz.

Im Jahr 2000 wurde sie dann vom Bundestag zur Bundesbeauftragen für die Stasi-Unterlagen gewählt, 2006 wurde sie wiedergewählt. Damit konnte eine unangepasste, mutige Persönlichkeit im wiedervereinten Deutschland ihre Erfahrungen einbringen und für Kultur in der Gesellschaft sorgen – schön, dass ihr berührendes Erinnerungsbuch „Halbes Land. Ganzes Land. Ganzes Leben“ das nachempfinden lässt.

Quelle: NWZ Online

09.09.2014: Artikel in der NWZ

Der Vechtaer Amtsmedicus Dr. F.J. Jacobi

von Matthias Struck

Die jüngste Veröffentlichung des Oldenburger Landesvereins leistet einen interessanten Beitrag zur Medizin- und zur Konvertitengeschichte unserer Region. Peter Sieve hat das Leben und Wirken des verdienstreichen, aber vergessenen Vechtaer Amtsmedicus Dr. Franz Joseph Jacobi (1734-1816) aus verstreuten Quellen anschaulich nachgezeichnet.

Jacobi wurde (laut Sterberegister) 1734 als Sohn eines jüdischen Wanderlehrers in Polen geboren, kam mit seinem Vater nach Potsdam, konvertierte 1756 in Münster zum Katholizismus, erfreute sich der Förderung durch führende Persönlichkeiten des Bistums Münster, studierte Medizin in Groningen und Wien und wurde 1771 in Erlangen promoviert. Seit 1772 war er Amtsmedicus des münsterschen bzw. seit 1803 oldenburgischen Amtes Vechta, wo ihm das öffentliche Gesundheitswesen unterstand und er die Pocken und andere Infektionskrankheiten bekämpfte. Er heiratete 1785 die westfälische Adelstochter Therese von Schilling (1752-1813), erwarb 1788 einen adelig freien Burgmannshof in Vechta und wurde einer der wohlhabendsten Bürger im Amt Vechta. Als er 1816 verwitwet und kinderlos starb, vermachte er den Großteil seines Vermögens (nach Abzug der Legate etwa 20.000 Reichstaler) einer Stiftung zugunsten der öffentlichen Schulen in Dinklage und Quakenbrück (Jacobischer Schulfonds). Seine Beisetzung sollte „nur ganz bürgerlich ohne Gepränge“ erfolgen, alle ungedruckten Schriften seines Nachlasses sollten verbrannt werden, verfügte er.

Trotz seiner Verdienste um eine Modernisierung der Gesundheitsvorsorge und um die Schulbildung geriet Jacobi – wohl auch mangels Familienangehöriger – bald in Vergessenheit, und die schwindende mündliche Erinnerung an ihn wurde legendenhaft überformt. Mit dieser Veröffentlichung ist es Peter Sieve gelungen, ein sehr anschauliches Bild von Dr. Jacobis Person und seiner Zeit zu vermitteln, das auch durch quellenbedingte Lücken keinesfalls geschmälert wird. Jacobis Lebensgeschichte fügt sich dabei geradezu mustergültig in den Umbruch von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft und von der Feudalzur Kapitalwirtschaft ein, stellt Peter Sieve treffend fest.

Peter Sieve: Dr. Franz Joseph Jacobi. Ein Amtsmedicus jüdischer Herkunft im Fürstbistum Münster. Zugleich ein Beitrag zur Medizingeschichte des Amtes Vechta, Oldenburger Forschungen Neue Folge Band 29, Isensee Verlag, Oldenburg 2014, 160 S., Abb., ISBN 978-3-7308-1068-2, Preis: 16 Euro.

Quelle: NWZ Nr. 190, Nordwest-Heimat, 16.08.2014, S. 4

16.07.2014: Artikel im Bersenbrücker Kreisblatt

Er war der „Medicus von Vechta“

Dr. Franz Joseph Jacobi und seine Beziehungen zu Quakenbrück

Von Heiko Bockstiegel

QUAKENBRÜCK. Er war der „Medicus von Vechta“, ist jedoch durch die Stiftung des „Jacobi-Schulfonds“ auch in die Quakenbrücker Geschichte eingegangen, weil er in erheblichem Maß die Schulbildung der hiesigen Kinder beider Konfessionen förderte: Die Rede ist von Amtsarzt Dr. Franz Joseph Jacobi (1734–1816), einem der ersten akademisch ausgebildeten Mediziner der Region, von dem Peter Sieve, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bischöflich-Münsterschen Offizialatsarchiv Vechta, jetzt eine detaillierte, höchst lebendige und spannende Lebensbeschreibung veröffentlicht hat.

Das Realgymnasium Quakenbrück ging aus der Lateinschule hervor. Aus dem Jacobi-Schulfond flossen ihm Gelder zu.

Die als Band 29 in der Reihe „Oldenburger Forschungen Neue Folge“ des Oldenburger Landesvereins unter dem Titel „Dr. Franz Joseph Jacobi – ein Amtsmedicus jüdischer Herkunft im Fürstbistum Münster“ publizierte Biografie ist lesenswert. Fast zehn Jahre lang hat Peter Sieve in zahlreichen Archiven geforscht, weit verstreute Quellen ausgewertet und an seinem Werk gearbeitet. Herausgekommen ist schließlich eine spannende Medizin- und Sozialgeschichte um 1800 und die Lebensbeschreibung des in Polen als Sohn jüdischer Eltern geborenen und später zum katholischen Christentum übergetretenen Vechtaer Amtsarztes.

Dr. Franz Joseph Jacobi ist in der Geschichte vor allem durch sein vier Jahrzehnte währendes Wirken als Hauptverantwortlicher für die ärztliche Versorgung des Amtes Vechta und sein sozial-wohltätiges Engagement zugunsten der Bewohner des Oldenburger Münsterlandes und darüber hinaus bekannt geworden.

Vieles in Jacobis Lebens verlief ungewöhnlich, so beispielsweise seine Eheschließung mit einer Adelstochter, zumal als Beamter und getaufter Jude. Als Sohn eines armen jüdischen Schriftgelehrten und Lehrers kam er nach Deutschland, studierte in Groningen und Wien Medizin und legte schließlich an der Universität Erlangen seine Dissertation über Hautkrankheiten ab.

Auch die evangelische Volksschule in Quakenbrück - hier eine Mädchenklasse - wurde von der Stiftung bedacht.

1771 erhielt er dank guter Kontakte zur Familie von Galen die Stelle eines Amtsphysicus beziehungsweise Amtsmedicus in Vechta – übrigens als einziger akademisch gebildeter Mediziner im gesamten Amtsbezirk mit einer Verantwortung für eine Bevölkerung von 22 000 Menschen. Schwerpunkte seiner Arbeit waren neben der Behandlung von Kranken die Arbeit als Gerichtsmediziner und die Bekämpfung von Epidemien.

Was bedeutete nun Dr. Franz Joseph Jacobis Wirken für Quakenbrück? Der wichtigste Aspekt: Als er 1816 als einer der wohlhabendsten Einwohner und einer der wichtigsten landesherrlichen Beamten des Amtes Vechta starb, floss gemäß seinem Testament der Großteil seines Vermögens in eine Stiftung zugunsten der öffentlichen Schulen in Dinklage und der „Schulen lutherischer und katholischer Confession zu Quakenbrück, Fürstenthum Osnabrück.“

Jacobi wollte seine Stiftung, in der Quakenbrücker Geschichte bekannt als „Jacobi-Schulfonds“, als Beitrag „zum Ruhm und zur Ehre Gottes sowie zum Heil und Nutzen des Nächsten nebst der Mehrung der christlichen Religion“ verstanden wissen. Zu Testamentsvollstreckern („Executor“) bestimmte er unter anderen den Quakenbrücker Kaufmann Johann Friedrich Heye, „und wenn dieser nicht kann den Weinhändler Schröder in Quakenbrück“.

Warum Jacobi gerade Quakenbrück und nicht seinen Hauptwirkungskreis Vechta so reichhaltig bedachte, kann nur vermutet werden. Die Chronik der katholischen Volksschule führt dies zurück auf die enge Beziehung Jacobis zu Quakenbrück wegen seiner angeblichen ärztliche Praxis dort vor seiner Niederlassung in Vechta, doch wird dies angezweifelt. Es folgten jedenfalls jahrelange Rechtsstreitigkeiten bezüglich der Aufteilung der Stiftungsgelder, zumal es in Quakenbrück seinerzeit drei evangelische Schulen (Jungen- und Mädchenschule, Lateinschule) gab und nicht, wie Jacobi annahm, nur eine.

Die Differenzen endeten erst rund 30 Jahre später, als anno 1843 „jeweils 4380 Reichstaler 60 Grote Courant“ auf die katholische beziehungsweise die drei lutherischen Schulen in Quakenbrück verteilt wurden.

Das Buch „Dr. Franz Joseph Jacobi – ein Amtsmedicus jüdischer Herkunft im Fürstbistum Münster“ von Peter Sieve ist im Isensee-Verlag Oldenburg erschienen, hat 160 Seiten mit 35 Abbildungen und kostet im Buchhandel 16 Euro.

15.06.2014: Artikel in der Oldenburgischen Volkszeitung

Sieve schreibt über Medicus von Vechta

Offizialatsarchivar stellte seineForschungsergebnisse über denVechtaer Arzt Dr. Jacobi ausdem18. Jahrhundert vor

Als er von dem Medicus jüdischer Herkunft erfahren habe, sei Sieve neugierig geworden. In der Freizeit recherchierte er in zahlreichen Archiven.

von Evelyn Vajen

Gelungene Buchpremiere: Peter Sieve (rechts) präsentiert seine Forschungsergebnisse. Begleitet wurde er von Egbert Koolmann, verantwortlich für die Redaktion des Buches (links), und Reinhard Rittner, Vorsitzender des Oldenburger Landesvereins. Foto: Vajen

Vechta. Wer war eigentlich der Mann mit dem Namen Dr. Franz Joseph Jacobi, der 1734 in Polen als Jude geboren wurde, 1756 in Münster zum katholischen Glauben übertrat und als studierter Arzt von 1772 an die Hauptverantwortung für die medizinische Versorgung in Vechta trug?

Peter Sieve, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Offizialatsarchiv Vechta, wollte es genauer wissen und ist der Lebensgeschichte des Dr. Jacobi nachgegangen. Fast zehn Jahre hatte er an der historischen Aufarbeitung gearbeitet. Hierfür hat er in seiner Freizeit Archive in Oldenburg, Osnabrück,Münster, Dinklage und Vechta aufgesucht. Herausgekommen ist eine detaillierte Lebensbeschreibung, die jetzt als Buch in der Schriftenreihe „Oldenburger Forschungen“ des Oldenburger Landesvereins erschienen ist. Am Mittwoch stellte er seine Arbeit im Saal des Alten Rathauses in Vechta zum ersten Mal dem Publikum vor.

„Als ich von dem Arzt jüdischer Herkunft erfahren habe, bin ich neugierig geworden“, erzählt Sieve den Gästen im vollbesetzten Raum. „Jacobi war vier Jahrzehnte lang für die ärztliche Versorgung des Amtes Vechta zuständig und insofern der direkte Amtsvorgänger des jetzigen Leiters des Gesundheitsamtes. Außerdem hat er durch eine Stiftung die Schulbildung der Kinder in Dinklage und in Quakenbrück erheblich gefördert.“ Dennoch habe ihn kaum ein Autor in der Geschichtsschreibung des Oldenburger Münsterlandes namentlich erwähnt, berichtet Sieve. Einer der wertvollsten Funde bei den Archivrecherchen sei ein eigenhändiger Bericht Jacobis in lateinischer Sprache über die Umstände seiner Konversion vom Judentum zum katholischen Glauben, ergänzt er.

Von führenden Persönlichkeiten gefördert, konnte Jacobi in Groningen und Wien Medizin studieren und in Erlangen promovieren. 1772 erhielt er die Stelle eines Amtsmedicus in Vechta. Zu Beginn seiner Berufstätigkeit war er dort der einzig akademisch ausgebildete Arzt. Verheiratet mit einer Adelstochter aus dem Oberstift Münster, brachte er es zu großem beruflichen Ansehen und starb als einer der wohlhabendsten Bürger des Amtes Vechta, skizziert Sieve die Lebensstationen Jacobis.

Die nach und nach aus weit versprengten Quellen zusammengetragenen Bausteine zu Jacobis Geschichte ergäben kein vollständiges Bild, meint Sieve. Sie gewährten aber viele Einblicke in die Geschichte des Fürstbistums Münster und seien zugleich ein Beitrag zur Medizingeschichte des Amtes Vechta.

Das Buch „Dr. Franz Joseph Jacobi – ein Amtsmedicus jüdischer Herkunft im Fürstbistum Münster“ ist als Band 29 der Oldenburger Forschungen im Isensee Verlag Oldenburg erschienen.

Es hat 160 Seiten, 35 Abbildungen und kostet im Buchhandel 16 Euro.

Quelle: Oldenburger Volkszeitung

15.06.2014: Interview in der NWZ

Europa fehlt eine historische Identität

Das Thema: Schlossvortrag

Im Interview: Prof. Dr. Ronald G. Asch

Zur Person: Prof. Dr. Ronald G. Asch ist Historiker in Freiburg und hält am 19. Juni, 20 Uhr, im Oldenburger Schloss einen Vortrag zum Thema „Von Mühlberg bis zur Schlacht am Boyne (1547-1690)“. Veranstalter ist der Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- & Heimatkunde.

Frage: Herr Asch, Sie sprechen am 19. Juni im Schlosssaalvortrag in Oldenburg über Religionskriege der Frühen Neuzeit und europäische Identität. Dabei geht es um die historische Herausbildung einer Europäischen Identität. Was meint dieser Begriff?

Asch: Wenn man darunter ein festes System von Werten verstehen wollte, wäre der Begriff nicht haltbar, aber es gibt bestimmte Traditionen, die die Entwicklung Europas geprägt haben, auch wenn die Auslegung dieser Traditionen jeweils strittig sein mag. Zu den großen Traditionslinien gehören die Antike, das Christentum und die Aufklärung in ihren unterschiedlichen Ausprägungen.

Frage: Kann man angesichts aktueller politischer Entwicklungen beispielsweise in Großbritannien, Frankreich und Italien überhaupt von einer „Europäischen Identität“ sprechen?

Asch: Die Europäische Union (EU) hat bislang auf eine spezifische Geschichtsvision, die über ein bloßes „Nie wieder Krieg“ hinausging, verzichtet. Sie hat, um den Zusammenhalt zu gewährleisten, vor allem auf den behaupteten wirtschaftlichen Erfolg, das europäische Sozialstaatsmodell und die Legitimation durch formale demokratische Verfahren gesetzt. Diese Option hat durch die Eurokrise erheblich an Plausibilität verloren, so dass sich der Blick in der Tat stärker auf andere, inhaltlich prägnantere Identitätsentwürfe richten könnte. Aber vielleicht liegt die Aufgabe eher darin, die unaufhebbare Pluralität Europas zu akzeptieren und mit ihr – nun freilich ohne gewaltsame Konflikte – zu leben, statt sie einer Vereinheitlichung zu opfern.

Frage: Sie stellen die These auf, Europa sei keine Werte-, sondern eine Streitgemeinschaft. Inwiefern prägen uns die historischen Konflikte noch heute?

Asch: Wer sich um eine differenzierte Bewertung des kulturellen Erbes Europas bemüht, wird vor allem feststellen, dass das Europa, wie wir es heute kennen, eben gerade durch den Streit um die Wahrheit konstituiert wurde, das gilt jedenfalls spätestens seit der Konfessionsspaltung. Das Erbe, das man verteidigt, ist also nicht dasjenige einer großen Harmonie, sondern bestenfalls das einer relativen und stets spannungsreichen Einheit im permanenten Streit.

Prof. Dr. Ronald G. Asch ist Historiker in Freiburg und hält am 19. Juni, 20 Uhr, im Oldenburger Schloss einen Vortrag zum Thema „Von Mühlberg bis zur Schlacht am Boyne (1547-1690)“. Veranstalter ist der Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- & Heimatkunde.

Quelle:NWZOnline

05.06.2014: Der Medicus von Vechta

Offizialatsarchivar Peter Sieve präsentiert Buch über Physikus Jacobi

Vechta, 22.5.: Fast zehn Jahre hatte Peter Sieve, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Offizialatsarchiv Vechta, an dem Buch gearbeitet. In seiner Freizeit hatte er für die Aufarbeitung der Geschichte des 1813 verstorbenen Dr. Franz Joseph Jacobi Archive in Oldenburg, Osnabrück, Münster, Dinklage und Vechta aufgesucht. Herausgekommen ist eine detaillierte und höchst lebendige Lebensbeschreibung des 1734 in Polen als Sohn jüdischer Eltern geborenen und später zum Christentum übergetretenen Jacobi.

Seit einem Volontariat in Israel 1987, bei dem er im sozialen Dienst viele Juden aus Deutschland, Polen, dem Jemen, Marokko und Indien kennenlernen durfte, fasziniere ihn die Kultur des Judentums, erklärt Sieve. Daher reizte ihn Jacobis Geschichte sehr, als sie ihm das erste Mal begegnete. Obwohl Jacobi vier Jahrzehnte lang die Hauptverantwortung für die ärztliche Versorgung des Amtes Vechta getragen hat und insofern der direkte Amtsvorgänger des jetzigen Leiters des Gesundheitsamtes war, und obwohl er durch eine Stiftung die Schulbildung der Kinder in Dinklage und in Quakenbrück erheblich gefördert hat, fand Sieve kaum Spuren von ihm in der Geschichtsschreibung des Oldenburger Münsterlandes.

Ungewöhnlich an Jacobi war auch, dass er 1785 Theresia von Schilling geheiratet hat. Die Ehe einer Adelstochter mit einem Beamten war damals schon eine Ausnahme, in diesem Fall kam aber noch hinzu, dass der Bräutigam ein getaufter Jude war. Einer der wertvollsten Funde bei den Archivrecherchen war ein eigenhändiger Bericht Jacobis in lateinischer Sprache über die Umstände seiner Konversion vom Judentum zum katholischen Glauben, erklärt Sieve. Jacobis Vater, ein armer jüdischer Schriftgelehrter, war mit dem Sohn nach Deutschland gezogen, um seinen Unterhalt als Lehrer in jüdischen Gemeinden zu verdienen. Über Potsdam kam der Sohn nach Amsterdam und Münster. Nach dem Siebenjährigen Krieg studierte er ab 1765 in Groningen und Wien Medizin. 1771 legte er an der Universität Erlangen seine Dissertation über Hautkrankheiten ab.

Über Kontakte zur Familie v. Galen, die in auch finanziell unterstützte, bekam Jacobi 1771 die Stelle eines Amtsphysicus bzw. Amtsmedicus in Vechta. Zu dieser Zeit war er als der einzige akademisch gebildete Mediziner im ganzen Amt Vechta zuständig für eine Bevölkerung von 22.000 Menschen und daher einer der wichtigsten landesherrlichen Beamten. Allerdings waren Mediziner damals nur für innere Krankheiten zuständig. Um äußere Verletzungen, Aderlässe, Zahnziehen und Ähnliches kümmerten sich handwerklich ausgebildete Wundärzte (Chirurgen). Zu den Hauptaufgaben Jacobis gehörten die Behandlung von Kranken, die Arbeit als Gerichtsmediziner, die Oberaufsicht über die Apotheke in Vechta, die Berichterstattung für das Medizinalkollegium in Münster und die Bekämpfung von Epidemien. Besonders schlimm waren zyklisch wiederkehrenden Pockenepidemien, an der z.B. in Vechta 1780 innerhalb weniger Wochen 24 Kinder starben.

Das Buch „Dr. Franz Joseph Jacobi – ein Amtsmedicus jüdischer Herkunft im Fürstbistum Münster“ ist als Band 29 der Oldenburger Forschungen im Isensee Verlag Oldenburg erschienen. Es hat 160 Seiten, 35 Abbildungen und kostet im Buchhandel 16 Euro.

Ludger Heuer

Quelle: Offizialat Oldenburg

29.05.2014: Artikel in der NWZ

Ein Stück heimischer Medizingeschichte

Erinnerung an Dr. Jacobi

von Christoph Floren (Text und Bild)

Seine Spurensuche hat Peter Sieve in verschiedene westfälische und niedersächsische Archive geführt. Auf den entscheidenden Hinweis stieß der Autor, der hauptberuflich als Offizialatsarchivar in Vechta tätig ist, im Sterberegister der Vechtaer Propstei St. Georg vom 13. August 1816. Dort war der Tod des 1734 geborenen Amtsphysicus Dr. Franz Joseph Jacobi, der seine Stelle in Vechta mehr als 40 Jahre innegehabt hatte, vermerkt.

Am Mittwoch, 21. Mai, hat Sieve das als Band 29 der Oldenburger Forschungen erschienene Buch in Vechta vorgestellt. Im historischen Sitzungssaal des Alten Rathauses gab Sieve vor gut 30 Zuhörern Einblicke in seine Recherchen und erläuterte Passagen aus dem im Verlag Isensee (Oldenburg) erscheinenden 160-Seiten-Band (ISBN 978-3-7308-1068-2) sowie aus zeitgeschichtlich bedeutsamen Dokumenten. Das aus einem Jahrbuch-Aufsatz entstandene Buch stellt, so sein Herausgeber, unter anderem auch ein Stück unerforschter Medizingeschichte des Oldenburger Landes dar. Trotz seiner regionalen Verdienste um die Modernisierung der Gesundheitsvorsorge und um die Schulbildung im Amt Vechta geriet Dr. Jacobi nach seinem Tod in Vergessenheit. Das von Sieve vorgelegte Buch holt ihn wieder ins Gedächtnis zurück.

Quelle: NWZonline

13.04.2014: Mitgliederversammlung

Gemäß § 7 Buchstabe a) der Satzung vom 24. April 2002 lädt der Vorstand zur ordentlichen Mitgliederversammlung ein, und zwar

Donnerstag, 22. Mai 2014, 17 Uhr,

Schlaues Haus, V 1, Schlossplatz 16, 26122 Oldenburg.

Als Tagesordnung ist vorgesehen:

1. Begrüßung, Feststellung der Tagesordnung

2. Gedenken an die verstorbenen Vereinsmitglieder

3. Bericht des Vorsitzenden über das Geschäftsjahr 2013/2014

4. Bericht über das Fahrtenwesen

5. Bericht des Schatzmeisters

6. Bericht der Kassenprüfer und Entlastung des Vorstands

7. Oldenburger Jahrbuch

8. Verschiedenes

Bereits um 16:30 Uhr haben interessierte Mitglieder die Möglichkeit, an einer Führung durch das Schlaue Haus teilzunehmen. Wie Sie vielleicht gehört haben, ist unser Schatzmeister Richard-B. von Busse seit kurzem Geschäftsführer dieser gemeinsamen Einrichtung der Jade Hochschule und der Carl von Ossietzky Universität. Er und seine Mitarbeiter stehen für Informationen gern zur Verfügung.

Der Vorstand freut sich auf Ihren Besuch.

17.02.2014: Interview mit Dr. Bernd Müller

Dr. Bernd Müller (69) war 40 Jahre bei der Bundeswehr, auch als Kommandeur der Oldenburgischen Luftlandebrigade 31. Danach studierte er Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Oldenburg und wurde mit einer Dissertation über die Außenpolitik Peter Friedrich Ludwigs 1785-1829 promoviert. Er spricht auf Einladung des Oldenburger Landesvereins und des Oldenburgisch-Russischen Fördervereins am Donnerstag, 20. Februar 2014, über die russisch-oldenburgischen Beziehungen unter Herzog Peter Friedrich Ludwig im Oldenburger Schloss. Beginn ist 20 Uhr.

Neben Graf Anton Günther ist Herzog Peter Friedrich Ludwig die zweite Symbolgestalt der oldenburgischen Geschichte. Die Oldenburger kennen sein Standbild auf dem Schlossplatz. Hier erscheint er als betont bescheidener und wenig strenger Landesvater – mehr ein oberster Beamter als ein prunkvoll auftretender Herrscher. Was für ein Bild haben Sie nach Ihren Archivrecherchen vom Menschen und Herrscher Peter Friedrich Ludwig gewonnen?

DR. BERND MÜLLER: Peter Friedrich Ludwig sah sich als sparsamen und wohlwollenden Hausvater seines Landes. Er wollte persönlich ein Vorbild sein und war sehr auf das Wohl seiner Untertanen bedacht, sehr erfolgreich im Übrigen. Gleichwohl war er als absolutistischer Fürst ausgesprochen patriarchalisch und hatte kein Verständnis für Widerspruch oder das Beharren auf einer eigenen Meinung.

In diesen Tagen erscheint Russland vielen Deutschen eher als fremder Riese im fernen Osten. Peter Friedrich Ludwig verdankte seine Erziehung der Fürsorge seiner bekannten Cousine: der russischen Zarin Katharina der Großen. Wie nah waren sich Oldenburg und Russland zur Zeit des Herzogs?

DR. BERND MÜLLER: Seit Peter III. waren die Zaren die dynastischen Chefs des Hauses Holstein-Gottorp. Russland hatte Oldenburg von Dänemark eingetauscht, um seinen Einfluß in Deutschland zu erhalten. Peter Friedrich Ludwig lehnte sich außenpolitisch eng an seine Schutzmacht Russland an, wodurch es ihm gelang, seine Territorien fast auf das Doppelte zu erweitern. Russland sicherte dem späteren Großherzogtum Oldenburg durch alle Wirren der napoleonischen Kriege hindurch seine Existenz bis in den Deutschen Bund. Innenpolitisch gab es jedoch kaum Verbindungen.

Sie bezeichnen Peter Friedrich Ludwig in Ihrer Doktorarbeit als „mindermächtigen Fürsten“, weil seine finanziellen, politischen und militärischen Möglichkeiten beschränkt waren. Dennoch: Der Herzog betrieb mit zum Teil erheblichem Aufwand eine eigene Außenpolitik. Was waren seine Ziele – und war er damit erfolgreich?

DR. BERND MÜLLER: Die Bezeichnung "mindermächtiger Fürst" war im Alten Reich sehr geläufig, sie zeigte das Machtgefälle zu den großen und mittleren Staaten im damaligen Deutschland an. Peter war seit 1806 ein souveräner Fürst und hatte gar keine andere Wahl als Außenpolitik zu betreiben. Seine Außenpolitik sollte seine drei Staaten, das Herzogtum Oldenburg sowie die Fürstentümer Lübeck und Birkenfeld, nach außen absichern, vor allem über seine Schutzmacht Russland, und ihnen eine ungestörte und wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung ermöglichen - das ist ihm gut gelungen.

Bis zur Februarrevolution von 1917 regierte das Haus Romanow-Gottorp. Damit entstammten die Herrscher Russlands und Oldenburgs derselben Familie: dem Haus Holstein-Gottorp. Konnten die Großherzöge auch nach Peter Friedrich Ludwig aus der engen Verwandtschaft politische Vorteile gewinnen?

DR. BERND MÜLLER: Die Bedeutung Russlands für Oldenburg ging nach der Gründung des Deutschen Bundes 1815 stark zurück. Österreich, Preußen und auch Hannover wurden wichtiger, weil die Sicherheit Oldenburgs nicht mehr gefährdet war und die Teilhabe am wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands überragende Bedeutung erlangte.

Die Fragen stellte Torben Koopmann.

29.01.2014: Artikel in der NWZ

Oldenburger Köpfe verfolgten Idee der Freiheit auch unter den Nazis

von Reinhard Rittner

Das Thema: Schlossvortrag

Im Interview: Matthias Bormuth (48)

Zur Person: Matthias Bormuth (48) hat die Heißenberg-Stiftungsprofessur für vergleichende Ideengeschichte an der Uni Oldenburg. Am 23. Januar spricht er ab 20 Uhr im Schlosssaal über „Kritisches Denken zwischen Tradition und Moderne – Karl Jaspers im Vergleich mit Rudolf Bultmann und Peter Suhrkamp“.

Frage: Herr Professor Bormuth, Sie vergleichen Karl Jaspers, Rudolf Bultmann und Peter Suhrkamp. Sind die drei Oldenburger Köpfe durch ihre Herkunft geprägt?

Matthias Bormuth: Karl Jaspers und Rudolf Bultmann entstammen der gebildeten Schicht Oldenburgs, während Peter Suhrkamp bescheidener bäuerlicher Herkunft war. Erst über das Oldenburger Lehrerseminar ertrotzte sich der spätere Begründer des Suhrkamp Verlags den Zugang zur höheren Bildungswelt. Für Jaspers und Bultmann war der akademische Weg selbstverständlich. Sie zählten in Marburg und Heidelberg zu den bedeutendsten Gelehrten in ihren Fächern und schrieben in Psychiatrie, Philosophie und Theologie zudem über Wissenschaftsgeschichte, während Suhrkamp heute eine internationale Ikone der Buchwelt darstellt.

Frage: Der Nationalsozialismus war eine Zäsur in der deutschen Geschichte, die Nachkriegszeit sollte eine Wende bringen. Wie haben der Philosoph, der Theologe und der Verleger reagiert?

Bormuth: Die drei Oldenburger zählten zu den wichtigsten Köpfen der sogenannten „Inneren Emigration“. Sie verbanden mit ihren Werken in Zeiten der Verfolgung Autor und Publikum auf eine Weise, die Thomas Manns polemischem Diktum widerspricht, dass allen „Bücher(n), die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland überhaupt gedruckt wurden, (...) ein Geruch von Blut und Schande“ anhafte. Alle drei gehörten 1945 zu den wenigen Intellektuellen, denen die Alliierten sofort publizistisch die Wege ebneten. Jaspers begründete die Zeitschrift „Die Wandlung“, Bultmann war einer ihrer frühen Autoren und Suhrkamp erhielt die erste Verlagslizenz in Berlin.

Frage: Was können wir in unseren Problemen von den Oldenburger Köpfen lernen?

Bormuth: In der Moderne gibt es keine generelle Norm, die eine Lösung des Konflikts erlaubte. Deshalb ist für alle drei die Idee einer Freiheit leitend, die den einzelnen Menschen als verantwortliches Glied einer Weltgesellschaft betrachtet und seine Wertbildung nicht äußerlich festschreibt. Jaspers, Bultmann und Suhrkamp knüpften an die universale Perspektive als entscheidende Vordenker der selbstkritischen Moderne an.

Quelle: NWZ Online

01.01.2014: Artikel in der Oldenburgischen Volkszeitung

Geschichte, Archäologie und Natur

Oldenburger Landesverein für Heimatkunde stellt Jahrbuch 2013 vor

Stellten das neue Oldenburger Jahrbuch vor: (von links) Jörgen Welp, Jörg Heiduk, Gabriele Mesch,

Peter-René Becker, Richard von Busse und Reinhard Rittner. (Foto: Zempel-Bley)

14 Beiträge zur Geschichte, Archäologie und Naturkunde im Oldenburger Land beinhaltet das Oldenburger Jahrbuch 2013, das der Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde seit 1892 herausgibt und das jetzt im Staatsarchiv Oldenburg vorgestellt wurde.

Inhaltlich geht es unter anderem um dieWirtschafts- und Sozialgeschichte im Oldenburger Münsterland. Peter Sieve berichtet über das Einkünfteverzeichnis der Lastruper Kirche von 1519. Nicht nur Landesherren, Städte und Klöster waren auf eine verlässliche Buchführung angewiesen, sondern auch geistliche Fonds, aus denen Dorfkirchen, Kapellen, Landpfarrer und Vikare bezahlt wurden. Das Verzeichnis verrät allerhand über das Alltagsleben der verschiedenen Stände. Über die Grabplatten

in der Oldenburger Lamberti- Kirche schreibt Jörgen Welp und Thomas Krause berichtet über eine Kindesentführung in Damme im konfessionellen Milieu des 19. Jahrhunderts.

Um Schiffsunglücke im Bereich des Seeamts Brake zwischen 1877 und 1946 dreht sich alles in dem Beitrag von Matthias Nistal. Anke Sawahn macht die Leser mit der Gutsfrau Dora Garbade aus Schierbrok bei Delmenhorst vertraut, die 1893 bis 1981 gelebt hat und 1927 im Oldenburger Land den ersten Landfrauenverein gegründet hat. Sie setzte sich zudem für ein besseres Frauenleben auf dem Land ein.

Jana Esther Fries informiert im archäologischen Teil über den Umgang mit Denkmalen aus dem Dritten Reich am Beispiel eines KZ-Außenlagers in Wilhelmshaven. Im Teil Naturkunde erfährt der Leser Wissenswertes über Grünkohl. Christoph Hahn und Dirk Albach vergleichen verschiedene Sorten des Wintergemüses. Und fast aktuell mutet der Aufsatz von Maria Obenaus an. Sie berichtet über den Verkauf von Kunstwerken aus dem Besitz des ehemaligen Großherzogs von Oldenburg 1919.

Das Jahrbuch wird auch im Rahmen eines regelmäßigen, weltweiten Schriftenaustausches mit über 300 nationalen und internationalen Einrichtungen von den USA bis Russland und von Skandinavien bis Israel verbreitet.

Info: Das Buch umfasst 320 Seiten, 44 farbige und 33s/w Abbildungen und ist im Isensee Verlag, ISBN 978-3-7308-1025-5, erschienen zum Preis von 24,80 Euro.