Das Moor von Sehestedt Landschaftsgeschichte am östlichen Jadebusen
Weit über den Jaderaum hinaus ist das Sehestedter Außendeichsmoor als einzigartiges Naturdenkmal bekannt. Nirgendwo sonst in Europa gibt es noch ein Moor, das dem unmittelbaren Angriff der See ausgesetzt ist. Vor allem ist es aber das Phänomen des Aufschwimmens bei hohen Sturmfluten, das dieses Moor kennzeichnet und es so bedeutsam macht. Deshalb wird dieses Moor auch häufig Schwimmendes Moor genannt. Mehrfach sind in früherer Zeit große Moorstücke mit Häusern darauf abgerissen und weit vertrieben worden. Über ähnliche Ereignisse von anderen Teilen der Nordseeküste berichten alte schriftliche Quellen, die hier zusammengestellt werden.
Dieses Moor hat seit langem das Forschungsinteresse auf sich gezogen. Insbesondere das Niedersächsische Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, das der Autor lange Jahre geleitet hat, hat hier und in dessen Umland intensive Untersuchungen betrieben. Hinzu kommen jahrzehntelange Beobachtungen zum Abbruch und zu anderen Veränderungen des Moores.
Neben seiner Hauptbedeutung als geologisches Denkmal besitzt das Moor auch eine sehr interessante und schützenswerte Pflanzen- und Tierwelt. Dabei ist es vor allem bedeutsam als Rest eines einstmals riesigen Hochmoores, das inzwischen fast vollständig kultiviert ist.
In dem Band wird die Entwicklungsgeschichte des Moores, eingebettet in die Geschichte des Jaderaumes, dargestellt. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Dokumentation des Abbruchs und der Flächenentwicklung während der letzten Jahrhunderte, die mit vielen farbigen Abbildungen und zahlreichen zusätzlichen Grafiken und Karten vorgelegt wird.
Wesentliche Teile des Bandes widmen sich den alten Kultivierungsmaßnahmen, z.B. dem sogen. Kleischießen, das in großen Teilen des Schweier Moores betrieben wurde, von dem das Sehestedter Moor ein Teil ist. Auch die Deichbaugeschichte wird eingehend behandelt; wegen der mehrfach vorgekommenen Grundbrüche gab es hier bis in die jüngste Zeit erhebliche Deichbauprobleme. Aus diesem Grund wurden vom oben genannten Institut zahlreiche Bohrungen durchgeführt, die hier mit ausgewertet wurden.
Wegen des Angriffs der See sind die Tage diese Moores gezählt; es wird dieses Jahrhundert sicher nicht überdauern. Deshalb begegnet diese Monographie nicht nur dem aktuellen Interesse, sondern dokumentiert die heute nur noch hier zu beobachtenden Phänomene und erhält sie damit für die Nachwelt.